A Traceable Line: Ausstellung & Publikation
«I’m an Unpublished Black Writer in Bern, that’s it!» Diese Aussage konnte Carter später mit der Veröffentlichung von ’The Bern Book’ korrigieren. Aber ’that’s not it’ - denn Vincent O. Carter hat neben der Schriftstellerei ein überwältigendes zeichnerisches Werk geschaffen, dem eine Ausstellung in Herbst gewidmet ist!
Dass sein bildnerisches Werk an die Öffentlichkeit kommen kann, wollen wir jetzt mit einer Ausstellung und einer Publikation erreichen. Es wird die erste Publikation generell zu Carters bildkünstlerischem Werk sein. Die Ausstellung trägt den Titel ’Vincent O. Carter: A Traceable Line’ und wird vom 10.-12. und 17.-19. September 2020 im Künstlerhaus an der Postgasse 20 in Bern stattfinden.
Die Ausstellung ist gesichert, jedoch für die Publikation - mit Fotografien seiner Werke, Texten zum Leben und Wirken Carters, insbesondere aber einer kunsthistorischen Einordnung und Interpretation – benötigen wir ganz grundsätzlich finanzielle Mithilfe. Diese Publikation gehört als wesentlicher Bestandteil zur Ausstellung, vor allem auch als bleibende Dokumentation und erste Monographie zum bildnerischen Werk des Künstlers. Der Druck von Karte und Plakat erfordert ebenso ein Sponsoring. Wir danken schon hier für das Interesse und hoffen auf deine Begeisterung!
Wer ist Vincent O. Carter?
Geboren wird Vincent O. Carter 1924 in Kansas City, seine Eltern waren bei seiner Geburt noch Teenager. Er wächst in Kansas City auf - später wird er sein Heranwachsen in seinem zweiten Buch ’Such Sweet Thunder’ nacherzählen. 18-jährig wird er in die Armee eingezogen. Als Sanitäter macht er im 2. Weltkrieg die Invasion in Nordfrankreich mit.
Beim Rückzug der Truppen kommt er nach Paris. Hier fasst er den Entschluss: «I promised myself then that one day I would return to Paris» – um Schriftsteller zu werden.
Vorerst zurück in Amerika, nach der Demobilisierung, studiert er Literatur, Philosophie und Religionswissenschaften, arbeitet in Detroit in der Automobilindustrie, um das Geld zusammenzubekommen, erneut nach Europa, nach Paris reisen zu können. Bis es so weit ist, vergeht Zeit. Wie er endlich, 8 Jahre später nach Paris kommt, findet er es verändert vor. Als Amerikaner gehört er nicht mehr zu den gefeierten Befreiern, jetzt heisst es an den Mauern: Amis raus! Carter stösst auf Misstrauen und Ablehnung. Er verlässt Paris wieder, reist nach Amsterdam, nach München und, um Freunde zu besuchen, nach Bern.
Er bleibt in Bern, von 1953 bis zu seinem Tod im Januar 1983. In Bern wird er zum Schriftsteller, schreibt ’The Bern Book – a Report of a Voyage of the Mind’ und ’The Primary Colours’, veröffentlicht 2003 unter dem Titel ’Such Sweet Thunder’. Und Carter wird Künstler. Er malt, vor allem aber zeichnet er. Kugelschreiber, Tintenroller und Filzstift sind seine Mittel.
Er zeichnet, leidenschaftlich. Er zeichnet Köpfe, Gesichter, nicht als Portraits, einfach Gesichter. Seine zeichentechnische Vielfalt scheint grenzenlos. Da sind aus einem absatzlosen Strich entstandene Köpfe ohne flächige Ausgestaltung, andere mit feinsten Ornamenten aufgefüllte, solche mit drei Augen und zwei Nasen, als würden sie gerade den Kopf wenden, andere mit Schraffuren, Linien und Flächen als seien sie geflochten. Einfach in den Mitteln und direkt im Ausdruck, das ist Carters Art. Die Linie, der Strich, verdichtet, verwebt, Vincents Zeichenschreibkunst.
«I started doodling in earnest. Now I have a collection of well over two thousand drawings. I was so happy to discover the mysterious beauty of an extended line. Made me feel sort of like a spider, without trying, letting the creative force within me filter through my Sensibility.» So Carter in einem Brief 1973.
Dafür brauchen wir Unterstützung
Die Ausstellung, also Raummiete inkl. Betreuung während der Ausstellung, Rahmung, Hängung, kann durch Eigenleistungen gedeckt werden. Kunsthistorische/biografische Texte werden ohne Finanzierung verfasst.
Nicht gedeckt sind: Aufträge für fotografische Arbeiten, externe Layoutarbeiten, Erstellung der Druckvorlage: mindestens CHF 400
Katalogproduktion: mindestens CHF 1400
Druck von Einladungskarten und Plakat: mindestens CHF 200
Ein Total von CHF 2000 möchten wir mit deiner Mithilfe zusammenbringen. Mit jedem weiteren Franken möchten wir den Involvierten entgegenkommen, die mit viel Leidenschaft & Ehrgeiz an dem Projekt unentgeltlich arbeiten.
Es ist eine Notwendigkeit, dass Vincent O. Carters Werk gezeigt, diskutiert und verbreitet wird. Er gehört in die Generation von James Baldwin, ist wie er beobachtender Fremder, der seine Situation und seine anders geprägte Sichtweise künstlerisch darstellt. Im Limmat Verlag Zürich wird im 2021 Carters ’The Bern Book’ endlich auf Deutsch erscheinen. Glücklicherweise hilft die Black Lives Matter-Bewegung der längst nötigen Verbreitung Carters Oeuvre.
Dass Du dabei mithilfst, auch mit jedem Kleinstbetrag, ist höchst wertvoll.
Es danken herzlichst, Iris Gerber & Nurja Ritter