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Das Ende des Plastiksacks Mit der Aktion #kaiplaschtikmeh sollen Häkeltaschen dem Plastiksäckchen den Garaus machen – auch in Chur Von Laura Natter
«Kann Handarbeit die Welt verbessern?», fragt die Initiative Handarbeit in einer Pressemitteilung und gibt gleich selber die Antwort darauf. «Auf jeden Fall!» Was die Organisation aus Deutschland damit meint, ist, dass auch die Anhänger der klassischen Handarbeit – die Anhänger des Strickens, Nähens und Häkelns – die Welt verändern, gar verbessern können. So startete die Initiative Handarbeit vor einigen Monaten die Aktion «Make me Take me». Es geht darum, mit selbstgenähten, -gestrickten oder -gehäkelten Taschen ein Zeichen gegen Plastik, genauer gegen Einweg-Plastiktaschen, zu setzten. Bis Ende 2019 sollen 10 000 selbstgemachte Taschen mit dem Etikett «Make me Take me» versehen werden. Dieses Ziel wurde schon längst erreicht. Die Do-it-yourself-Aktion aus Deutschland schlägt grosse Wellen. Wellen, die bis nach Chur schwappen und dort gar etwas Neues entstehen lassen. Adriana Pianegonda sitzt auf einem Stuhl in ihrem Handarbeitszimmer. Die Inhaberin von «AHA-Mode & Alles für die Handarbeit» an der Kreuzgasse in Chur unterstützt die Aktion «Make me Take me» und hat schon unzählige Strickerinnen und Häklerinnen dazu bewogen, eigene Taschen zu fertigen. Adriana Pianegonda erzählt, dass sie schon über 300 Etiketten bei der Initiative Handarbeit bestellt habe. «Und alle sind schon längst vergriffen», sagt sie weiter. «Unsere Kundinnen und Kunden stricken und häkel, was das Zeug hält», zeigt sich die Chefin begeistert. Die Aktion ist also auch in Chur auf offene Ohren und geschickte Hände gestossen. Bei der ganzen Euphorie wurde jedoch auch Kritik laut. «Muss denn dieses Etikett auf Englisch sein?», hätte eine Kundin gefragt und die nächste Kundin doppelte gleich nach: «Und aus Polyester?» «Sie haben ja Recht», findet Adriana Pianegonda. Der Kampf gegen Plastik kann nicht mit einem Etikett aus Kunststoff gewonnen werden. Plastiketiketten auf ihren Taschen will Adriana Pianegonda deshalb nicht. Auch wenn diese günstiger wären, als solche aus Naturmaterialien. «Es ist einfach nicht konsequent», meint sie dann auch. Deshalb entschied sich Adriana Pianegonda nun dazu, eigene Etiketten zu gestalten. Solche aus Florapap, einem veganen Leder aus Papier und Kautschuk. Ein Naturprodukt. Die kreditkartengrossen Etiketten werden mit dem Hashtag «kaiplaschtigmeh» versehen und dann auf die Taschen genäht. Gemüse und Früchte können dann in der Häkeltasche verstaut und die Kleber mit dem Preis direkt auf das Florapap-Etikett geklebt werden. Adriana Pianegonda rief das Projekt #kaiplaschtikmeh aus Überzeugung ins Leben. «Ich will, dass sich hier in Chur keine Plastiksäckchen mehr anhäufen», sagt sie und ergänzt: «Ich verstehe nicht, wieso man – übertrieben gesagt – für jede Aprikose einen eigenen Plastiksack braucht. Das ist einfach nicht nötig.» Damit die Botschaft #kaiplaschtikmeh möglichst weit gestreut wird, sollen die Etiketten kostenlos bei AHA bezogen werden können. Der Haken dabei: Die Herstellungskosten der Florapap-Etiketten sind hoch. Drei Franken pro Stück, um genau zu sein. Da Adriana Pianegonda 10 000 bis 15 000 Etiketten herstellen lassen möchte, kann sie die Finanzierung nicht alleine tragen. Deshalb startete die AHA-Chefin vor wenigen Woche ein Crowdfunding (siehe Fussnote), das noch bis am 16. August läuft und 40 000 Franken einbringen soll. «So können wir eine erste Serie an Etiketten herstellen lassen», sagt Adriana Pianegonda. Wer übrigens eine Tasche stricken oder häkeln will, kann die Anleitung dazu kostenlos auf der Webseite der Initiative Handarbeit herunterladen. Wer jedoch lieber einen Kurs besuchen möchte, der kann das zum Beispiel am 12. August tun. Der Montag bildet den Auftakt zur Jubiläumswoche von Aha, denn das Handarbeitsgeschäft feiert sein 20-jähriges Bestehen. Am besagten Montag könne Taschen gehäkelt und am darauffolgenden Dienstag genäht werden. Damit die Welt – ganz im Sinne der Initiative Handarbeit – Schritt um Schritt und Masche um Masche ein Stück verbessert wird. Das Crowdfunding kann noch bis am 16. August unter www.wemakeit.com/projects/kaiplaschtikmeh unterstützt werden. Auf der Facebookseite Kaiplaschtigmeh kann man Bilder der eigenen Taschen hochladen und auf der Webseite der Initative Handarbeit www.initiative-handarbeit.de können die Anleitungen für die Taschen heruntergeladen werden.