Wie es dazu kam …
Eigentlich schreibe ich keine Bücher für Kinder oder Jugendliche. Aber eines Sommers, als meine beiden Kinder vor einem wichtigen Schulwechsel standen, habe ich eine Kurzgeschichte erfunden, die ihnen Mut machen sollte. Die Geschichte endet damit, dass das Mädchen Claire von zu Hause aufbricht, um ein neues Leben zu beginnen. Meine Kinder waren begeistert, und haben vehement gefordert, dass die Geschichte noch nicht zu Ende sei und weiter gehen müsse. Ich habe also Claires Abenteuer Seite für Seite weiter geschrieben und sobald ein Kapitel fertig war, wurde es vorgelesen. So entstand der Roman «Claire Brubacher – Leibwächterin des Königs.»
Um was geht es?
Nicole Bachmann (Text) und Dorian Iten (Illustrationen) haben zusammen einen illustrierten Abenteuerroman in zwölf Kapiteln erschaffen, der in einem fiktiven Land Europas im 17. Jahrhundert angesiedelt ist. Claire wächst in einem kleinen Bauerndorf im Johannstal im Land Arras auf. Ihre Familie ist bitterarm, ihre Eltern streiten sich täglich und Claire sieht in ihrer Heimat keine Zukunft für sich. Da erfährt sie, dass der König von Arras neue Leibwächter sucht und zwar, einer alten Tradition folgend, Frauen und Männer. Wer mindestens zwölf Jahre alt, mutig und tüchtig ist, darf an einem Wettbewerb im Schloss Nanterre teilnehmen. Das Buch zeichnet sich durch die historisch informierte spannende Geschichte, die klare Sprache und die detailgetreuen, ausdrucksstarken Illustrationen aus. Das Buch eignet sich für Kinder ab 8 Jahren, für Jugendliche und auch für Erwachsene. Text und Illustrationen wurden gleichzeitig und in einem dynamischen Austausch entwickelt, was für beide Parteien mit überraschenden und fruchtbaren Entwicklungen verbunden war. So hat die Autorin beispielsweise in einem Portrait des Bogenmeisters Barrato von Sierentz Charakterzüge entdeckt, die ihr bis anhin unbekannt waren.
Ein schüchternes, störrisches und willensstarkes Mädchen findet seinen eigenen Weg. Im Mittelpunkt des Romans steht die Entwicklung von Claire Brubacher, die sich im Verlauf der Geschichte von einem schüchternen, aber willensstarken und störrischen Mädchen in einen Menschen verwandelt, der seinen eigenen Weg gefunden hat. Claire lehnt sich gegen die herrschenden Normen auf, vertraut ihrer Intuition und folgt alleine ihrem eigenen Gewissen. Sie ist mutig, manchmal trotzig, aber oft auch voller Angst und Selbstzweifel. Von besonderer Bedeutung für die Geschichte sind die Freundschaften zwischen Claire, Tara und Tibor, sowie die spezielle, oft auch spannungsgeladene Beziehung, die Claire zu der alten Lumpenfrau Andraina lebt. Gut recherchierte Geschichte. Schein und Sein am Königshof. Dieser Roman gibt Einblick in das Alltagsleben im 17. Jahrhundert, basierend auf Recherchen zur Sozialgeschichte Europas, zur Soziologie von absolutistisch regierten Gesellschaften (Norbert Elias) und dem Leben an einem Königshof dieser Zeit.
Im Verlauf der Geschichte werden die Geschlechterrollen hinterfragt. Der Kontrast von Arm und Reich zieht sich ebenfalls als wiederkehrendes Thema durch die ganze Geschichte. Aber auch Sein und Schein am Königshof spielen eine – oft witzige – Rolle. Der König, der weder nur gut noch ganz böse ist, verfügt über grosse Macht, ist gleichzeitig aber auch in einer Rolle gefangen, die ihm oft lästig ist. Witzige Details, eigenwillige glaubwürdige Personen mit Tiefgang. Die Geschichte lebt von witzigen Details, dem kritischen Blick auf ein Königreich, das auf Kosten seiner Untertanen einen exzessiven Luxus lebt und der Spannung, die durch das Miterleben der Prüfungen, die Claire bestehen muss, entsteht. Aber besonders lebt sie von den dargestellten Personen, die nicht klischiert wirken und ein Eigenleben entfalten. Dies trifft auch auf die «Nebenrollen» zu, wie z. B. der Falknerin Angèle oder dem Tanz- und Ritualmeister, Komponisten und Musiker Jean-Louis Duport.
Die Herausforderung
Die anerkannte Expertin für Kinder- Jugendmedien, Marlene Zöhrer, www.textreif.de hat das Manuskript gelesen und die Qualität von Sprache, Plot und Illustrationen sehr positiv beurteilt. Das Buch wird aber von Literaturagenturen und Verlagen als zu wenig kommerziell beurteilt. Dies liegt gemäss den Rückmeldungen daran, dass Abenteuerromane heute nicht mehr illustriert werden, die Geschichte von Claire Brubacher sich nicht ideal dem Mädchen- oder Jungen-Genre zuordnen lässt und dass die von uns angestrebte hohe Qualität der Buchproduktion als zu teuer gilt, um kommerziell erfolgreich zu sein.