Darum geht’s
Der skurrile Skulpturengarten «Gnomengarten» auf dem sogenannten Bühl in Schwarzenburg (BE) wurde als «betoniertes Kabarett» mit den sprachwitzigen Führungen seines Schöpfers Jürg U. Ernst als Geheimtipp schweizweit bekannt.
Nach 15 Jahren hat sich der Künstler letztes Jahr entschlossen, dieses Kapitel in seinem Leben zu beenden und die Tore seines Gartens für immer zu schliessen. In einem aufwändigen Happening wird diesen Sommer ein Teil seiner meterhohen Betonfiguren, darunter auch der grosse Gartenkönig «Pluto», mit einem Bagger zertrümmert.
Wie kann man mit Herzblut und grosser Ausdauer sein eigenes künstlerisches Universum kreieren, um es dann bei Lebzeiten proaktiv wieder zu zerstören?
Mit diesem Film soll ein intimes Porträt über einen Künstler entstehen, der zeitlebens nach seinem künstlerischen Ausdruck gesucht hat. Seine Kunst wird von seinem närrischen Denken beeinflusst – Absurdes oder ihm Sonderbares aus dem Alltag und der Gesellschaft wird in neuer abstrakter, teils surrealer Form wiederspiegelt.
Als Tochter des Künstlers habe ich den Aufbau des Gnomengartens seit Beginn filmisch begleitet. Was zuerst nur für private Zwecke und für andere Projekte gedacht war, hat sich über die Jahre zu einem beachtlichen Archiv an Filmmaterial entwickelt, in welchem ich meinen Vater und sein Werk in vielen kleinen und grossen Momenten mit meiner Kamera festgehalten habe. Die Archivaufnahmen dokumentieren die Entstehungsgeschichte des Gartens und die Etappen des Schaffens von Jürg Ernst, vom Aufbau bis zum Entscheid des Künstlers, das Projekt zu beenden. Ein Höhepunkt des Films wird die aufwändig inszenierte Zerstörung seiner Figuren im Sommer 2016.
Warum einen Film
Im Verlauf der ersten Sichtung des immensen Archivmaterials habe ich das Potential dieses Projektes entdeckt. Für mich als Filmemacherin ist die Begleitung eines Protagonisten über diese Zeitspanne herausfordernd, aber auch einzigartig. Dass diese Reise in eine dramatische Zerstörung seines eigenen Werkes mündet, welches er über Jahre mit grosser Ausdauer erschaffen hat, ist herzzerreissend, aber auch unglaublich konsequent und für einen Film sehr effektvoll.
Die Betroffenheit, die die Ankündigung der offiziell letzten Saison des Gnomengartens auslöste, hat mich beeindruckt und gezeigt, dass dieser spezielle Ort vielen Menschen von nah und fern ans Herz gewachsen ist.
Deshalb freue ich mich, mit diesem Dokumentarfilm die Hochs und Tiefs der künstlerischen Reise meines Vaters einem grösseren Publikum zugänglich zu machen. Ich denke, dass in diesem Filmmaterial viel Universelles steckt.
Dafür wird dein Geld verwendet
Mit deiner finanziellen Hilfe soll dieses intime Künstlerporträt «Narrenbühl» über das einmalige Werk und seinen Schöpfer eine Form erhalten.
Die Sichtung der beachtlichen Menge an Archivmaterial und der Schnitt macht Freude, ist aber auch enorm zeitintensiv. Auch die Postproduktion wird bezüglich Tongestaltung und Musik sehr aufwändig, um die Stimmung und die Atmosphäre des Gartens mit seiner ganz eigenen Poesie wiederzugeben.
Der finanzielle Beitrag über wemakeit wird für mich und mein Team ganz wichtig sein, um dieses Projekt befriedigend fertigstellen zu können.
Vielen herzlichen Dank!
Der Gnomengarten Schwarzenburg
«Jürg Ernsts Gnomengarten ist eine abgründig-skurrile Referenz an den schweizerischen Surrealismus, eine einzigartige Sammlung von Beton-Skulpturen und ein Publikumsmagnet. Vorderhand noch. Nach 15 aufwändigen Jahren voller Herzblut hat der Künstler beschlossen sein Teil-Lebenswerk aufzulösen» (basierend auf einem Text des Journalisten Fredi Lerch, 2014).
Jürg Ernst, der Eisenbetonplastiker und Fotograf, hat 2000 mitten in Schwarzenburg ein Grundstück gepachtet und darauf mit Armierungseisen und Beton seine skurrile Oase gestaltet.
Heute stehen Dutzende, bis zu sieben Meter hohe, Wasser spritzende, grollende, lichtblitzende Skulpturen in der kleinen Gartenanlage, die deshalb so perfekt aussieht, weil Ernst im Sommer Schweissbrenner und Betonspachtel mit Rasenmäher und Baumschere austauscht.
Der Gnomengarten wurde über die Jahre zu einem Geheimtipp und einer Publikumsattraktion für Gruppen-ausflüge aller Art aus der ganzen Schweiz. In seinen unterhaltsamen Führungen wusste Ernst zu jeder seiner Figuren sprachwitzsprühende Geschichten zu erzählen.
Man muss ihnen einfach einmal begegnet sein: der Madame Froidevaux mit ihrem kopflastigen Vogel, der unvollendeten Helvetia, dem wellnesssüchtigen Olaf, dem dreibeinigen Wahrheitssucher, dem Schreckgümper, der Moorhexe oder dem Wächter Walter Harnisch, der mit schwacher Blase den monumentalen (und besteigbaren) Gnomengartenkönig Pluto im Auge hat.
Aus verschiedenen Gründen wurde der Gnomengarten 2015 zum letzten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Abbau beginnt 2016.