11 Glarnerinnen machen 25 Glarner zum Thema
Wie «tickt» dieser Mann? Wofür schlägt sein Herz, wo brennt seine Leidenschaft? Wie ist er zu dem Menschen geworden, der er heute ist? Wie geht er um mit Erfolgen und Niederlagen, wie haben ihn seine Beziehungen geprägt? Um das zu erfahren, braucht es mehr als ein oder zwei Interviews im Café. Wir wollten es wirklich wissen – also sind wir mit unseren Protagonisten auf Berge gestiegen, haben mit ihnen in der Küche, auf der Alp oder in ihrer Werkstatt gestanden. Erlebt, mit welchen Menschen sie sich umgeben, und Nahestehende gefragt, wie sie über den Porträtierten denken. Das hat nicht nur viel Zeit gebraucht – etwa 100 Stunden pro Text – sondern von beiden Seiten auch viel Mut und Vertrauen. Sich mit Fragen und Antworten heranzutasten, dorthin wo es persönlich, nahbar, vielleicht auch widersprüchlich wird, gerät mitunter für Porträtierte und Autorinnen zu einer spannenden Gratwanderung. Mut braucht es auch vonseiten unseres Verlags Baeschlin, das unternehmerische Risiko dieses Mammut-Projektes auf sich zu nehmen.
Die Porträtierten sind: Kurt Annen, Siegfried Fischli, Romano Frei, Markus Hauser, Peter Jenny, Hansjürg Kessler, Christoph Kobelt, Martin Landolt, Martin Lehmann, Herbert Leiser, Röbi Marti, Roland Meier, Hans Mettler, Sämi Ortlieb, Hans Rauner, André Reitebuch, Martin Rios, Roger Rychen, Thomas Schätti, Fritz Schiesser, Köbi, Schnyder, Fridolin Walcher und ein paar Überraschung-Portäts.
Endspurt zum Druckfrisch
Die Entstehung des Buches samt Konzepterstellung, Texten und Fotos, Fundraising, Layout usw. nimmt 2 Jahre in Anspruch: Jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Bis zur Ziellinie heisst es nun aber noch mal richtig Gas geben: Für die Drucklegung von «Föhnsturm» benötigen wir eine Restfinanzierung von 8000 CHF. So denn alles klappt, können wir uns freuen auf eine tolle Buchvernissage im Mai 2020.
Aus dem Vorwort zum Buch...
«Landuf, landab da ghörsches toose, we risigs Glüüt tüünts a de Häng, das gwaltig chorzerigi Chroose, am sterchschte Glaarner sini Gsäng», heisst es in der zweiten Strophe des Gedichts «Dr Füü» des Glarner Schriftstellers Fridolin Jakober, welches auch als Lied von Christoph Kobelt vertont wurde. Der Föhn sei nicht nur der «sterchschti Glarner», auch der älteste, so heisst es - und seinen «Gesängen» scheint eine hypnotische Wirkung eigen zu sein. «We d Schwii em Füü loose» beschreibt diese Urkraft, die nicht nur Dichter und Komponisten anzieht, sondern deren Präsenz das Glarnerland, seine Natur und Menschen nachhaltig bis heute prägt. In diesem Buch geht es jedoch nicht um Föhngeschichten, sondern um Geschichten von Männern, deren Lebensatem sich mit dem der Landschaft verbindet. Mal schüttelt er einen durch, dieser Sturm des Lebens, dann wieder scheint er zu schweigen oder auf der Lauer zu liegen. Er scheint zu wissen, dass wir mit ihm rechnen, der Föhn. Er macht hellsichtig, schärft den Blick, zeichnet Umrisse, taucht die Landschaft in ein besonderes Licht. Diese 25 Porträts sollen solche «Scheinwerfer» sein, welche das Leben von Männern im Glarnerland mit ihren Ecken und Kanten beleuchten. In der getroffenen Auswahl soll das charakteristische, vielfältige und überraschende dieser Glarner Persönlichkeiten Raum erhalten. (… ) Der Glarner sei zuweilen «heimlifeisst», heisst es. Ein Begriff, dessen Bedeutungsraum weit reicht - von positiver Schlitzohrigkeit und Gewitztheit, über das neutrale «Mehr-haben-als-man-zeigt» bis hin zur Geheimniskrämerei. Aber auch weltoffen seien sie, die Glarner, jetzt wie damals. Querdenker, Pioniere, voller kreativer Energien. Wer eine unbezwingbare Wand raufwollte oder unter kargen Bedingungen satt zu werden hatte, musste sich etwas einfallen lassen. Heute sind es zwar nicht mehr etwa die Landwirtschaft auf felsigen Alpen und in einem ehemaligen Malariagebiet, die Akkordarbeit im Schieferbergwerk unter Tage oder in der Textilindustrie, welche die Zähigkeit der Glarner fordern. Doch auch im Jahr 2020 haben sie ihre Herausforderungen. Glarner Männerleben zwischen Berg und Tal eben. Begleitet vom Föhn, der mal windet, sich mal ausruht – und immer wieder stürmt…