Should I stay or should I go?
Guten Tag, stellen Sie sich vor, Sie leben in einer Grossstadt in der Ukraine. Sie sind ein junger Mann, haben voller Wissensdurst Geschichte studiert, jetzt arbeiten Sie als abgebrühter PR Berater. Es ist das Jahr 2010, noch vor dem Ausbruch des Kriegs an der russischen Grenze. Eines morgens klingelt das Telefon: Ihr Bruder ist verschwunden, und Sie müssen zurück in Ihr Provinznest ganz im Osten, wo Sie seit einen halben Leben nie mehr waren. So beginnt der Roman «Voroshilovgrad» des ukrainischen Kultautors Serhij Zhadan. Hermann, so heisst sein Romanheld, fährt zurück an den Ort seiner Jugend. Dort wird ihm klar, dass sein Bruder weg ist, weil die lokale Mafia die Tankstelle der Familie übernehmen will. Man kennt das in der Ukraine, dass blühende Firmen von Kriminellen kaputt gemacht werden, mit Drohungen, Erpressungen, juristischen Tricks, bis sie aufgeben und für wenig Geld ihr Geschäft verkaufen. Raidersystem nennen die Einheimischen das dreckige Business. Also, Hermann spürt, dass er sich entscheiden muss. Soll er bleiben und gegen die Raider kämpfen? Oder wieder zurück in die Stadt, in sein altes Leben? Bleiben oder gehen?, unzählige Menschen in Osteuropa stellen sich die Frage. Vor fünf Jahren haben wir uns in den Kopf gesetzt, «Voroshilovgrad» zu verfilmen. Wir, das sind der Schriftsteller Serhij Zhadan, der junge Regisseur Yaroslav Lodygin und ich, Miklos Gimes, Jahrzehnte beschäftigt beim Magazin des Zürcher «Tages-Anzeigers», als Reporter, Redakteur, stellvertretender Chef. Gleichzeitig habe ich Dokumentarfilme gedreht: «Elf Freunde», «Mutter», «Bad Boy Kummer». 2015 gründete ich die Film Brut GmbH, um selber produzieren zu können. Diesen Sommer hatten wir unser Budget für «Voroshilovgrad» soweit zusammen, dass wir drehen konnten. Jetzt sind wir am Schneiden. Aber eben. Langsam geht uns das Geld aus.
Der ukrainische Traum beginnt im Kanton Zug.
Vor fünf Jahren waren die Aussichten ganz trüb, Geld für unser Filmprojekt zu finden, obwohl der Roman von Serhij Zhadan weltweit übersetzt wurde und Preise gewann (deutsche Ausgabe bei Suhrkamp unter dem Titel «Die Erfindung des Jazz im Donbass). Der 43 jährige Zhadan, Sänger der Postpunk Band «Hunde im Kosmos», gilt als die Stimme seiner Generation. Der «New Yorker» schrieb, Zhadan erinnere an William Burroughs und die Beats, «mit einem Schuss von magischem Realismus südamerikanischer Art.» Aber die öffentliche Filmförderung in der Ukraine galt damals als korrupt, es war noch die Zeit der Oligarchen. Deshalb habe ich das Projekt anfänglich mit kleinen finanziellen Beiträgen unterstützt, geholfen hat uns auch die Stiftung Landis und Gyr in Zug. Richtig Fahrt aufgenommen hat «Voroshilovgrad» nach dem Aufstand auf dem Maidan, als in der Ukraine eine unabhängige Produktionskultur entstand, und wir mit den jungen Leuten von Limelite aus Kiew zuverlässige Partner fanden.
Aufbruchstimmung in der Ukraine.
Wir haben diesen Sommer acht Wochen gedreht, im Osten der Ukraine, unweit der Frontlinie. Mitte November zeigten wir ein paar Szenen am Festival des Osteuropäischen Films in Cottbus, in der Kategorie «Work in Progress», und gewannen einen Förderpreis.
Doch Ende Februar wird das Geld knapp werden. Unsere Finanzlücke beträgt 100’000 Franken, mit dem Crowd Funding möchten wir 35’000 Franken auftreiben. Das Geld ermöglicht uns mehr Schnittzeit, wir können Musik einkaufen und länger im Tonstudio arbeiten. Die Weltpremiere ist auf Sommer 2018 geplant.
Mit Eurem Sponsoring erwirbt ihr auch Rechte: Ihr werdet eingeladen zur Premiere in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich. Ihr werdet im Abspann verdankt, ihr könnt interessante Menschen treffen und mit ihnen Abendessen. Oder ganz gross, ihr seid Gäste der grossen Premiere in Odessa, mit Übernachtung, Galadinner und Party.
Die Ukraine hat vor drei Jahren eine autoritäre, geldgierige Regierung gestürzt. Die Versprechungen des Aufstands haben sich zwar noch nicht erfüllt, aber das Land ist freier geworden, und man spürt Aufbruchstimmung - auch unser Filmprojekt ist Teil dieser Bewegung.