Ameiseninfrastruktur
Von den Staaten der Waldameise geht ein weitverzweigtes Wegenetzwerk aus. Auf diesem bewegen sie sich von ihrem Nest aus in den Wald hinein. Leider steht abgelegen wohnenden Waldameisen kaum Infrastruktur für Futterbeschaffung und Erkundungsreisen zur Verfügung. Dadurch führen sie ein recht beschwerliches Leben und können ihr Arbeitspotenzial nicht zur Gänze ausschöpfen.
Deshalb muss die Infrastruktur für die kleinen fleißigen Arbeiterinnen verbessert werden: Von ihrem Nest aus werden Straßen gebaut, so dass die Ameisen weniger Hindernisse überwinden müssen und leichter auf Bäume klettern können (selbstverständlich werden für meine Bauten nur natürliche Materialien verwendet und das Nest in keinster Weise beschädigt).
Seit zwei Jahren recherchiere und erforsche ich bereits die Infrastrukturbedürfnisse von Waldameisen. Im Frühjahr des letzten Jahres wurde ein Volk für die Umbaumaßnahmen ausgewählt: Das Wegenetzwerk wurde markiert und die Verkehrsverhältnisse der zentralen Hauptstraßen verbessert.
Faszination Waldameise
Während viele Menschen Ameisen in Haus und Garten vertreiben oder bekämpfen, sind sie in Wäldern beliebtes Beobachtungsobjekt für Kinder und Erwachsene. Wir sind fasziniert von den perfekt organisierten Insekten, die allein und in Teamarbeit große Leistungen vollbringen (Hügel- und Tunnelbau, Insektenjagd, Lausherdenbewirtschaftung, Pflege und Aufzucht der Jungen, etc.). Darüber hinaus sind sie sehr nützlich, da sie den Wald gesund halten: sie durchlüften den Boden, verbreiten Pflanzensamen, verwerten Abfälle und vertilgen eine Großzahl an Schädlingen.
Bereits während meiner Ameisenstudien und der Recherche zu Materialvorlieben von Ameisen fanden viele Gespräche über Ameisen und Infrastrukturplanung statt. Es zeigte sich reges Interesse an dem Thema, weil wir unser gesellschaftliches Miteinander auf das vermeintlich reibungslos verlaufende Gemeinschaftsgefüge der Ameisen projizieren. In einem Ameisenbau lebt eine Vielzahl an Einzeltieren gemeinschaftlich zusammen, ähnlich wie wir Menschen es im städtischen Umfeld tun. Damit alle Individuen ihren Aufgaben nachgehen können, entwickeln und etablieren sich Wegesysteme. Die Wege und die Frequenz ihrer Nutzung, geben Aufschluss über die Aufgaben und Bedürfnisse der Gemeinschaft. Wie lassen sich solche Wegesysteme minimalinvasiv und dennoch langfristig anlegen? Ist es nötig Wege neu anzulegen oder sinnvoller die bereits vorhandenen Strukturen auszubauen und welche Einsichten in die Bedürfnisse der Bevölkerung und ihrer Einzelindividuen sind dafür notwendig?
Die Hintergrundrecherche beschäftigte sich sowohl mit (feministischer) Stadtplanung, Mobilitätsforschung, Techniken des Straßenbaus und dem Kartografieren als auch mit Fachwissen über Ameisen und deren Lebensraum.
Unterstützung für eine Publikation und weiter Baumaßnahmen
Um meine Erkenntnisse über infrastrukturelle Verbesserungsmaßnahmen als Küstlerinnenbuch herausgeben zu können brauche ich Unterstützung: Beobachtungen und stattgefundene Umbauarbeiten wurden durch Zeichnungen und Tagebucheinträge dokumentiert. Diese sollen jetzt in Form eines Künstler:innenbuches herausgegeben werden (24 seitiges Leporello im A5 Format).
Zudem sollen im Herbst weitere Umbaumaßnahmen stattfinden: zwei Schwesterkolonien werden an das Straßensystem angedockt und das gesamte Wegenetzt kartografiert.