Den Mikrokosmos der Vagina
von Monica Ticlla Ccenhua, Sonja Merten und Ethel Mendocilla Sato
Was weißt du über das Mikrobiom deiner Vagina?
Stigmata und Tabus führen dazu, dass wir uns unwohl fühlen, Angst haben oder uns sogar schämen, wenn wir das Wort Vagina benutzen. Am Schlimmsten: Wir Frauen machen uns oft Sorgen über unsere vaginale Gesundheit, ob es nun um Geruch, Juckreiz, Blutungen oder Schmerzen geht. Wir haben Angst, uns zu erkundigen, in der Hoffnung, dass die Unpässlichkeit von selbst weggeht - aus Angst haben wir vielleicht unsere Vagina sogar unbehandelt gelassen. Oder aber wir haben unserer Hygiene die Schuld gegeben und haben begonnen, unsere Vagina häufig und intensiv zu reinigen und das Problem ohne es zu wissen verschlimmert. Wir haben dadurch vielleicht das empfindliche Gleichgewicht zwischen guten und schädlichen Mikroorganismen gestört, die in jeder Vagina leben - im vaginalen Mikrobiom.
Nichts über unser vaginales Mikrobiom zu wissen, ist verständlich, da sogar die Wissenschafler:innen gerade erst damit anfangen, es zu erforschen. Doch bis jetzt sind ihre Ergebnisse erstaunlich: Es zeigt sich, dass das vaginale Mikrobiom Infektionen vorbeugen kann, auch denjenigen, die sexuell übertragen werden, und wahrscheinlich bei der Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und gynäkologischen Krebsarten eine Rolle spielen.
Es gibt immer noch so viel über das vaginale Mikrobiom zu entdecken, und die Frauen sind führend bei diesen Entdeckungen.
Wie können wir nun aber das Tabu rund um unser intimstes Selbst – der Vagina und ihres Mikrobioms – am besten überwinden?
Das Marie Projekt
Wir sind Sonja, Monica und Ethel, Forscherinnen in der Schweiz. Wir glauben, dass Bürger:innen und Wissenschaftler:innen sich zusammentun – und Wissen generieren können, um unsere Vaginas von Stigmata und Tabus zu befreien.
Unser Ziel ist es, mit dem Marie Projekt eine Schweizer Studie in und mit der Bevölkerung durchzuführen, um gesellschaftliche und wissenschaftliche Fragen zu stellen. Zuerst wollen wir die öffentliche Wahrnehmung von der Bedeutung der vaginalen Mikroben für die sexuelle und reproduktive Gesundheit der Frauen stärken.
Zweitens wollen wir als Wissenschaftlerinnen mehr über die mikrobielle Vielfalt und die Faktoren, die das mikrobielle Gleichgewicht beeinflussen, in der Schweiz erfahren. Das Projekt bezweckt zunächst, alle, die eine Vagina haben, zu ermutigen, offen über ihre Sorgen zur Gesundheit zu sprechen, auch zu ihrer vaginalen Gesundheit. Mit diesem Ziel werden wir einen Fragebogen für eine nationale Umfrage entwerfen. Damit können wir untersuchen, welche Fehlvorstellungen und Tabus über die Gesundheit der Vagina in der Schweizer Gesellschaft herrschen.
In einer zweiten Phase der Studie werden unsere beherzten Teilnehmerinnen ihr einzigartiges und persönliches vaginales Mikrobiom kennenlernen können. Wir hoffen, dass wir einen Dialog über wissenschaftliche und alltagsrelevante Aspekte der vaginalen Gesundheit und der Einflüsse darauf beginnen können. Dabei werden wir unsere Aufmerksamkeit speziell auf die eigentlichen Wächter der Gesundheit richten: auf das vaginale Mikrobiom.
Unser Schlüssel zum Erfolg liegt in unseren strategischen Partnerschaften. Das Projekt wird von der Unit ’Gender – Gesellschaft – Gesundheit’ des Schweizerischen Tropen- und Public Health Instituts koordiniert.
Wir haben uns zudem mit den Wissenschaftler:innen hinter der zurzeit umfassendsten Studie des vaginalen Mikrobioms zusammengetan, dem Isala Projekt. Isala ist unser Vorbild der vaginalen mikrobiotischen Gesundheitsforschung, gerade weil sie verschiedene Interessen miteinander vereint. Mit Isala gemeinsam zu forschen eröffnet eine fantastische Möglichkeit, eine bürgerwissenschaftliche Forschungsgemeinschaft im Bereich der vaginalen mikrobiotischen Gesundheit zu bilden.
Unser gemeinsamer Traum ist es, dass wir uns rund um die ganze Welt vernetzen können, um Forschung zur vaginalen Gesundheit zu machen, welche für die Frauen relevant ist.
Dazu haben wir ein multidisziplinäres lokales Team, bestehend aus Schweizer Expert:innen in Bürgerwissenschaften, Frauengesundheit, Gesundheitsdatenschutz und hochmodernen Technologien, aufgebaut, um mikrobielle DNA zu identifizieren und mehr über die Zusammensetzung des gesunden vaginalen Mikrobioms zu erfahren.
Du kannst Teil davon sein, zunächst mit Deiner finanziellen Unterstützung, dann damit, indem Du anderen von dem Projekt erzählst, und falls Du eine Vagina besitzt, indem Du an der Marie – Studie teilnimmst, sobald sie aufgegleist ist.
Wenn 1000 Gönner:innen jeglichen Alters, die in der Schweiz leben, uns 150 CHF.- geben, wird es uns möglich sein, eine nationale Studie zu vaginaler Gesundheit durchzuführen.
Wenn wir weitere 200’000 CHF.- zusammenbekommen, werden wir bereits in der Lage sein, 500 Vaginalabstriche zu sammeln und ihre mikrobielle DNA zu analysieren.
Unser Traum ist es, unserer Gesellschaft zu helfen, uns nicht mehr vor dem Wort Vagina zu schämen und wo wir den Vaginen die Pflege geben, die sie verdienen!
Helfen Sie uns, mehr über das Schweizer Vaginalmikrobiom zu erfahren
Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Frauen wurde immer als Nischengebiet angesehen; doch 50% der Weltbevölkerung sind Frauen.
Im Forschungsfeld des menschlichen Mikrobioms studieren Forscher:innen Mikroorganismen, die in und auf unseren Körper leben. Zwischen 1956 und 2020 lag die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen dazu total bei 84’000. Überraschenderweise hatten nur 3% davon etwas mit dem vaginalen Mikrobiom zu tun.
Was ist mit dem Beitrag der Schweiz zu unserem Wissen über das vaginale Mikrobiom? Die Schweiz wurde 2021 als innovativstes Land eingestuft. Das Land bleibt jedoch in Bezug auf die vaginale Gesundheitsforschung im Schatten! Wieso das? In der Schweiz gibt es keine einzige Forschungsgruppe, die sich der Erforschung des vaginalen Mikrobioms widmet. Dies bedeutet, dass das Land keine akademischen Mittel für ein Thema ausgibt, das dringend für Innovationen in der Gesundheitsversorgung von Frauen benötigt wird.
Das könnte erklären, warum man bis heute nur so wenig darüber weiss:
wie die vaginalen Mikroben im Verlaufe der Lebensspanne der Frau mikrobielle Gemeinschaften bilden
über die Rolle, die ein robustes vaginales mikrobielles Ökosystem für die Gesundheit spielt.
Diese Wissenslücke verweist auf die Dringlichkeit, die Identität und Diversität der vaginalen Mikroben besser zu verstehen. Bis jetzt hat sie die Entwicklung effizienter, zielgerichteter Ansätze, die weibliche Gesundheit und Gesundheitsprävention zu verbessern, jedoch als viel zu langsam erwiesen.
Deine Unterstützung ist entscheidend, um die Ziele des Marie Projekts in naher Zukunft zu erreichen! Zunächst möchten wir das Tabu und Stigma ansprechen, das uns davon abhält, selbstbewusst über unsere vaginalen Gesundheitsbedenken zu sprechen.
Mit Ihrer Hilfe erarbeiten wir eines schweizweite Gesundheitssurveys mit folgenden Aktivitäten: Die marieproject.ch Webseite in mindestens drei offiziellen Sprachen aufzubauen (Deutsch, Französisch, Englisch), um öffentliche Sichtbarkeit zu erlangen. Eine Kerngruppe aus Forschenden und Teilnehmenden zu bilden. Mit ihnen werden wir gemeinsam sexuelle und reproduktive Sorgen rund um die Gesundheit von Frauen in der Schweiz erforschen. Gemeinsam mit Frauen eine Befragung zu entwickeln, der an die Bedürfnisse von Frauen in der Schweiz angepasst ist. Dies wird mit Hilfe des Beitrags der ersten Unterstützer:innen umgesetzt.
Eure grosszügigen Beiträge werden uns helfen, die Grundlagen für die Lancierung der Gesundheitsbefragung in der ganzen Schweiz zu legen. Plus, die Implementierung privater vaginaler Probenahmen zu Hause, um unser vaginales Mikrobiom zu untersuchen. Letztendlich wird Ihr Beitrag Maries Hauptziel unterstützen. Das heißt, zu verstehen, wie die vielfältige weibliche Bevölkerung der Schweiz, vertreten durch nicht weniger als 200 Nationalitäten, und die Unterschiede in ihrem Lebensstil das vaginale Mikrobiom beeinflussen.
Unser Ziel ist es, so viele Vaginen wie möglich einzuschliessen. Für diese Aktivitäten werden wir zusätzliche Gelder beantragen.
Wir wollen Dich gern auf unserer Reise dabei haben. Dafür versorgen wir Dich mit Neuigkeiten zu unseren Fortschritten.
Das Marie Projekt wird durch geschlechtergerechte Forschung zu Gesundheit und Wohlbefinden dazu beitragen, die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen zu erreichen (SDG 3: Gute Gesundheit und Wohlbefinden und SDG 5: Chancengleichheit unabhängig vom Geschlecht).