Bilbao - vom Niedergang...
Die baskische Stadt Bilbao war Ende der achtziger Jahre ein russverhangener Industriemoloch. In den neunziger Jahren begann die Metamorphose, deren Aushängeschild das Guggenheim Museum wurde. Diese nicht unproblematische Umgestaltung Bilbaos habe ich zwischen 1988 und 2014 fotografisch dokumentiert. Dazu ist im Herbst 2016 ein Fotobuch geplant.
Bilbao war einst stolzes Zentrum der spanischen Stahlindustrie. Hochöfen und Schiffswerften lockten Arbeitsuchende aus dem ganzen Land in die baskische Industriemetropole. In folge der massiven Zuwanderung wurde Bilbao im 19. Jahrhundert eine der am dichtesten besiedelten Städte Europas. Die Wohnverhältnisse waren dementsprechend prekär. Ebenso die ökologischen Auswirkungen. Vulkanasche gleich begrub der giftige Russ die ganze Region unter sich. Die Abwässer wurden unbehandelt in den Fluss geleitet. Die Verseuchung nahm man in Kauf, Hauptsache es gab Arbeit. Und Arbeit war schon immer ein rares Gut in Spanien.
In den achtziger Jahren ging es mit der Stahlindustrie steil bergab. Den konkurrenzlos günstigen Stahlerzeugnissen aus Asien hatte auch Bilbao nichts entgegen zu setzen. Eine Fabrik nach der andern schloss ihre Tore. Tausende Arbeiter verloren ihre Jobs. Harte Arbeitskämpfe waren die Folge. Gleichzeitig erstarkte die baskische Unabhängigkeitsbewegung. Die oft gewaltsamen Aktivitäten ETA-naher Organisationen lähmten die Stadt zusätzlich. In den späten achtziger Jahren lieferten sich militante Jugendorganisationen beinahe täglich Strassenschlachten mit der Polizei. Industrielle wurden entführt und Politiker ermordet. Bilbao fiel in eine tiefe Krise; während die Gesellschaft über die Unabhängigkeit des Baskenlandes stritt, verlor Bilbao seine Identität als Industriestadt.
...und Neubeginn einer Industriestadt
Diese Erkenntnis führte zu einem radikalen Neubeginn. Aus dem maroden Industriemoloch sollte eine moderne Kultur – und Dienstleistungsstadt werden. Namhafte Architekten wurden mit dem Bau der Metro, neuer Brücken und Gebäude beauftragt. Aushängeschild des neuen Bilbao wurde das Guggenheimmuseum. Der Umbau Bilbaos war alles in allem eine beachtliche Leistung. Die Stadt gilt heute vielen europäischen Kommunen als Vorbild. Auch profitierte Bilbao vom vorübergehenden Abflauen des baskischen Nationalismus. Das Ende der Gewalt machte es möglich, ausländische Investoren anzulocken. Bilbao hat heute ein neues Gesicht, was aber nicht heisst, dass die alten Probleme verschwunden sind. Noch immer träumen die Nationalisten von einem unabhängigen Baskenland. Und wer einen Job will, muss ihn allzu oft im Ausland suchen gehen.
Das Buchprojekt
Zwischen 1988 und 2014 besuchte ich Bilbao regelmässig. In diesen 26 Jahren portraitierte ich eine Stadt, die sich sozusagen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zog. Die erste Zeit war geprägt von ihrem Niedergang. In den neunziger Jahren setzte der grosse Wandel ein, begleitet von Massenentlassungen und Arbeitskämpfen. Meine Bilder dokumentieren das Ende des Industriezeitalters und die Entstehung des modernen Bilbao. Sie erzählen insbesondere auch davon, wie schwierig es ist, die verschiedenen Teile einer Gesellschaft am Umbau teilhaben zu lassen.
Trotz finanzieller Unterstützung von diversen Stiftungen, öffentlichen Organisationen und Privatpersonen fehlen zur Realisierung des Buchprojekts noch mindestens Fr.10 000.- . Dank deiner Unterstützung wird es uns gemeinsam gelingen, das schon so weit fortgeschrittene Buchprojekt zu vollenden. Egal wie hoch oder bescheiden dein Beitrag sein wird; ich sage schon jetzt ESKERRIK ASKO!
- Herausgeber: Scheidegger & Spiess
- Format: 30x21 cm
- 80 Fotografien s/w
- 1 Essay von Ibon Zubiaur
- Bildband Hardcover