Bilbao-eine Stadtgeschichte

Bilbao-eine Stadtgeschichte

von Roger Wehrli

Baden

Seit meinem ersten Besuch 1988 bin ich immer wieder nach Bilbao zurück gekehrt, um den spektakulären Umbau der Industriestadt fotografisch zu dokumentieren. Bilbao, Scheidegger & Spiess, Herbst 2016

CHF 10’100

101% von CHF 10’000

101 %
So funktioniert’s

Es gilt das «Alles oder Nichts»-Prinzip: Nur wenn das Finanzierungsziel erreicht oder übertroffen wird, werden dem Projekt die Gelder ausgezahlt.

40 Unterstützer*innen

Erfolgreich abgeschlossen am 11.6.2016

Bilbao - vom Niedergang...

Die baskische Stadt Bilbao war Ende der achtziger Jahre ein russverhangener Industriemoloch. In den neunziger Jahren begann die Metamorphose, deren Aushängeschild das Guggenheim Museum wurde. Diese nicht unproblematische Umgestaltung Bilbaos habe ich zwischen 1988 und 2014 fotografisch dokumentiert. Dazu ist im Herbst 2016 ein Fotobuch geplant.

Bilbao war einst stolzes Zentrum der spanischen Stahlindustrie. Hochöfen und Schiffswerften lockten Arbeitsuchende aus dem ganzen Land in die baskische Industriemetropole. In folge der massiven Zuwanderung wurde Bilbao im 19. Jahrhundert eine der am dichtesten besiedelten Städte Europas. Die Wohnverhältnisse waren dementsprechend prekär. Ebenso die ökologischen Auswirkungen. Vulkanasche gleich begrub der giftige Russ die ganze Region unter sich. Die Abwässer wurden unbehandelt in den Fluss geleitet. Die Verseuchung nahm man in Kauf, Hauptsache es gab Arbeit. Und Arbeit war schon immer ein rares Gut in Spanien.

In den achtziger Jahren ging es mit der Stahlindustrie steil bergab. Den konkurrenzlos günstigen Stahlerzeugnissen aus Asien hatte auch Bilbao nichts entgegen zu setzen. Eine Fabrik nach der andern schloss ihre Tore. Tausende Arbeiter verloren ihre Jobs. Harte Arbeitskämpfe waren die Folge. Gleichzeitig erstarkte die baskische Unabhängigkeitsbewegung. Die oft gewaltsamen Aktivitäten ETA-naher Organisationen lähmten die Stadt zusätzlich. In den späten achtziger Jahren lieferten sich militante Jugendorganisationen beinahe täglich Strassenschlachten mit der Polizei. Industrielle wurden entführt und Politiker ermordet. Bilbao fiel in eine tiefe Krise; während die Gesellschaft über die Unabhängigkeit des Baskenlandes stritt, verlor Bilbao seine Identität als Industriestadt.

...und Neubeginn einer Industriestadt

Diese Erkenntnis führte zu einem radikalen Neubeginn. Aus dem maroden Industriemoloch sollte eine moderne Kultur – und Dienstleistungsstadt werden. Namhafte Architekten wurden mit dem Bau der Metro, neuer Brücken und Gebäude beauftragt. Aushängeschild des neuen Bilbao wurde das Guggenheimmuseum. Der Umbau Bilbaos war alles in allem eine beachtliche Leistung. Die Stadt gilt heute vielen europäischen Kommunen als Vorbild. Auch profitierte Bilbao vom vorübergehenden Abflauen des baskischen Nationalismus. Das Ende der Gewalt machte es möglich, ausländische Investoren anzulocken. Bilbao hat heute ein neues Gesicht, was aber nicht heisst, dass die alten Probleme verschwunden sind. Noch immer träumen die Nationalisten von einem unabhängigen Baskenland. Und wer einen Job will, muss ihn allzu oft im Ausland suchen gehen.

  • 1989, Blick über den Rio Nerviòn auf die Hochöfen.
    1989, Blick über den Rio Nerviòn auf die Hochöfen.
  • 1993, Stahlkocher in der «Altos Hornos SA».
    1993, Stahlkocher in der «Altos Hornos SA».
  • 1994, Parolen für Arbeit und ein freies Baskenland.
    1994, Parolen für Arbeit und ein freies Baskenland.
  • 1997, eine Autobahnbrücke überspannt den Rio Nerviòn.
    1997, eine Autobahnbrücke überspannt den Rio Nerviòn.
  • 1993, das Stadtzentrum mit Bahnhof.
    1993, das Stadtzentrum mit Bahnhof.
  • 1993, Arbeitersiedlung
    1993, Arbeitersiedlung
  • 1997, die wachsende Arbeitslosigkeit ist in Bilbao ein grosses Thema.
    1997, die wachsende Arbeitslosigkeit ist in Bilbao ein grosses Thema.
  • 1990, Sonnenbad vor den Toren der «Altos Hornos SA»
    1990, Sonnenbad vor den Toren der «Altos Hornos SA»
  • 1997, Verkauf von Hühnern im Stadtzentrum.
    1997, Verkauf von Hühnern im Stadtzentrum.
  • 1988, Jugendliche im nächtlichen Bilbao.
    1988, Jugendliche im nächtlichen Bilbao.
  • 1997, mit wilder Entschlossenheit wehren sich die Arbeiter gegen Massenentlassungen.
    1997, mit wilder Entschlossenheit wehren sich die Arbeiter gegen Massenentlassungen.
  • 1997, die baskische Polizei schützt ihre Identität mit Gesichtsmasken.
    1997, die baskische Polizei schützt ihre Identität mit Gesichtsmasken.
  • 1993, zwei Kinder scherzen mit dem Fotografen.
    1993, zwei Kinder scherzen mit dem Fotografen.
  • 1997, das «Guggenheim Museum» wird gebaut.
    1997, das «Guggenheim Museum» wird gebaut.
  • 1997, das «Guggenheim Museum» wird schon bald zum Symbol des neuen Bilbao.
    1997, das «Guggenheim Museum» wird schon bald zum Symbol des neuen Bilbao.
  • 1993, der alte Frachthafen vor der Umnutzung.
    1993, der alte Frachthafen vor der Umnutzung.
  • 1993, Mütter inhaftierter ETA Mitglieder demonstrieren für deren Zusammenlegung.
    1993, Mütter inhaftierter ETA Mitglieder demonstrieren für deren Zusammenlegung.
  • 2002, Demonstration radikaler Basken für die Unabhängigkeit.
    2002, Demonstration radikaler Basken für die Unabhängigkeit.
  • 2014, eine Stahlskulptur erinnert an die Vergangenheit der Stadt.
    2014, eine Stahlskulptur erinnert an die Vergangenheit der Stadt.
  • 2014, Blick auf das Stadtzentrum.
    2014, Blick auf das Stadtzentrum.
  • 2014, ein modernes Hochhaus, wo einst Schiffe gebaut wurden.
    2014, ein modernes Hochhaus, wo einst Schiffe gebaut wurden.

Das Buchprojekt

Zwischen 1988 und 2014 besuchte ich Bilbao regelmässig. In diesen 26 Jahren portraitierte ich eine Stadt, die sich sozusagen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zog. Die erste Zeit war geprägt von ihrem Niedergang. In den neunziger Jahren setzte der grosse Wandel ein, begleitet von Massenentlassungen und Arbeitskämpfen. Meine Bilder dokumentieren das Ende des Industriezeitalters und die Entstehung des modernen Bilbao. Sie erzählen insbesondere auch davon, wie schwierig es ist, die verschiedenen Teile einer Gesellschaft am Umbau teilhaben zu lassen.

Trotz finanzieller Unterstützung von diversen Stiftungen, öffentlichen Organisationen und Privatpersonen fehlen zur Realisierung des Buchprojekts noch mindestens Fr.10 000.- . Dank deiner Unterstützung wird es uns gemeinsam gelingen, das schon so weit fortgeschrittene Buchprojekt zu vollenden. Egal wie hoch oder bescheiden dein Beitrag sein wird; ich sage schon jetzt ESKERRIK ASKO!

  • Herausgeber: Scheidegger & Spiess
  • Format: 30x21 cm
  • 80 Fotografien s/w
  • 1 Essay von Ibon Zubiaur
  • Bildband Hardcover