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… und neigte sein Haupt und gab seinen Geist auf» heisst es im Johannesevangelium.
Nun, wir sind ehrlich, wir haben das Haupt auch ein wenig geneigt. Als unser Holzpressenprojekt vor vier Wochen fertig wurde. Aber den Geist haben wir nicht aufgegeben, ganz im Gegenteil.
• Wir haben das Haupt geneigt vor allen, die uns im vergangenen Jahr in irgendeiner Weise geholfen haben, unser Holzpressen-Rekonstruktionsprojekt auf die Beine zu bringen: mit handwerklichem Ausführen, historischen und technischen Tipps, mit moralischen Ermunterungen. Also auch vor Euch, ihr lieben Wemakeiter, mit Euren pekuniären Beitrag, aber auch mit allen Kontakten und Anregungen.
• Wir haben das Haupt geneigt vor allen, die am 16. September, bei Sonnenschein (zwischen zwei nächtlichen Regen!) in Prasco bei unserer Einweihung zugegen waren. Es waren wunderbare erfüllte Stunden, reich an italienischer Fröhlichkeit, an feinem Trocken und noch mehr Nass beim Apéro, an Interesse an unserer Kulturarbeit. Findet oben fünf Impressionen als Fotos: Der Sindaco/Bürgermeister Dr. Mauro Beretta, dem die Ehre zukam, als erster die Officina Parnassia aufzufschliessen, die Enthüllung der Holzpresse durch die drei Hauptsponsoren, der Bengelzug beim ersten Druck, ein Moment beim Apéro vor dem Magazzino und Flavia beim Setzen unserer Rose «Nuit de Young», der dunkelsten je gezüchteten Rose (ja, die Schwarze Kunst lässt grüssen): die Kreuzung entstand im etwa gleichen Jahr wie das Original unserer Presse in Chur: 1845.
• Und wir haben das Haupt auch sonst etwas geneigt, nein, nicht vor uns. Aber wir selber sind etwas eingeknickt und -nickt. Die letzten Monate waren ziemlicher Raubbau an Kräften, das Projekt mit all seinen nicht erahnbaren Änderungen und Wirrungen ging wirklich in letzter Minute auf. Daneben lief ja immer noch unser normales Lädeli, auch mit einigen Herausforderungen. So haben wir uns erlaubt, die letzten zwei Wochen wirkliche Ferien mit Dolce-quasi-far-niente zu machen. Es hat gut getan. Als Abschluss haben wir letzten Freitag die erste Auflage auf der Holzpresse gedruckt. Nach einigem Tüfteln (und noch drei künftigen Verbesserungsideen) in ganz leidlicher Qualität. Und nun sind wir wieder da.
Wie es jetzt weitergeht?
Vor allem kommt Ihr jetzt dran, mit Euren Belohnungen: der Primeurtext ist ja in Auflage gedruckt. Die Doku-Broschüre, die zwischenzeitlich zu einem halben Buch angewachsen ist, geht anfangs November in (modernen) Druck. Der Versand aller gedruckten Belohnungen und der Holzpressenmodelle erfolgt danach sobald als möglich. Mit all denjenigen, die eine Führung/Besichtigung/Druckevent zugute haben, nehmen wir per Mail Kontakt auf, um ein Datum zu vereinbaren. Aus Erfahrung sind die Monate Januar und Februar aber klimatisch saukalt und nur für sehr resistente Eisbären geeignet. Also noch vorher oder dann im tauenden Frühling, wenn in Prasco die Mandeln blühen.
Also, Ihr hört/lest von uns.
Und nochmals: ein riesiges herzliches Dankeschön für dieses gemeinsame Projekt. Es war ein spannendes, intensives Jahr. Herzlich Eure Stephan Burkhardt & Hans-Ulrich Frey der Offizin Parnassia Vättis
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Die letzten zwei Wochen waren wir hochangespannt und brutal fleissig. Der Kaundauwn des Pressenzusammenbaus lief auf Hochtouren. Und damit die grosse Frage, ob all das ein Jahr lang Geplante auch zusammenpasst. Das Übel mit den hundslausig unpräzies produzierten Metallnebenteilen (= alles bis auf die Spindel; 28 von 33 Teilen mussten die Schlosser ein zweites Mal produzieren oder nachbessern! Das soll einer zuerst hinkriegen!) hielt uns bis fast am letzten Tag in Trab. In der Schlosserei dürften mittlerweile alle Alarmlampen in der Halle geblinkt haben, wenn schon wieder die Telefonnummer von Offizin Parnassia auf dem Display aufleuchtete. Nun, am Ende hatten wir, was wir wollten. Alles passt. Massmässig, stilmässig, materialmässig. Am letzten Freitag haben über 30 Personen unser Angebot eines Blitzbesuches wahrgenommen und auf die neue Alte Presse angestossen. Und übers Wochenende hatten wir unser «Riesen-Baby» schon wieder zerlegt und im Anhänger verpackt.
Diesen Dienstag startete der Transport der «Caramagna» südwärts. Wir hatten schon etwas Bammel, wie wir unseren Möbeltransport, unter anderem mit einem «Weingestell aus Lärchenholz», mit Originalrechnung für das Holz, von Helvetien nach Europa bringen. Denn ein solches Weingestell hätte eigentlich einer richtigen Importverzollung bedürft. Mit 22 Prozent Mehrwerts-Schdeuer und vor allem all den Zollformalitäten, über eine Zollrevers-inhabende Transport-Firma – alles in allem für uns schlicht nicht stemmbar.
Doch wir hatten Glück: Im Mittelalter war es ja ein grosses Anliegen, das ganze Leben in Formen und Kategorien zu bringen. So auch die menschlichen Sünden. Sieben Dämonen waren für alle möglichen Laster zuständig. Ein ganz fieser Cheib war der Mittagsdämon, der Dämon der Akedia. Nachlässigkeit, Schlendrian in den mönchischen Tugenden war sein Kerngeschäft. Ach, etwas weniger fleissig im Gebet, doch ein Nückerchen nach dem Mittagessen, sich den schönen Phantasmata hingeben. Noch einmal umdrehen, ein wenig länger Siesta. Das Leben ist ja so hart! Klar war allen Theologen des Mittelalters: dieser Dämon gehört ganz besonders bekämpft. Der Schriften und Predigten gegen die Akedia sind Legion.
Wir auf dem Parnass haben da spätestens seit diesem Dienstag eine viel positivere Einstellung zum Mittagsdämon. Nicht bekämpft, nein gehätschelt und gelobt gehört er.
Denn am Dienstag, nach dem Mittag – da wo normale Italiani ihre Siesta haben – fuhren wir also in Chiasso auf den Zoll zu, eingespurt in «Privatauto mit Anhänger», zur Verzollung. Vor uns ein einziger leicht rundlicher rotkopfiger Grenzer, der gerade vier Jungs vor einem Auto, das sicher das vierfache unserer Presse Wert hat, in Schach hielt. Alle Türen offen. Ob sie wohl auf den Drogenhund warteten?
Wir hielten also neben dem Beamten an, ordnungsgemäss, beim Stopp. Er drehte, offensichtlich vom Dämon Akedia gepackt, mit fast geschlossenen schläfrigen Augen, den Kopf in Zeitlupentempo über die Schulter, öffnete ein Auge ein wenig mehr. Ein müdes, ja nicht zu energiereiches Vorwärtsnicken mit dem Hinterkopf. Mehr liess der Mittagsdämon nicht zu. Wir konnten dem gut nachfühlen. Mausbeinallein am Zoll, wenn alle andern sich aufs Ohr hauten! Das Leben ist doch gemein.
So nichten auch wir – etwas energiereicher als er – dankend zurück, und schon waren wir im Land unserer Träume.
Dank dem Mittagsdämon war nicht einmal unsere Notlüge des Weingestells nötig. Die Dämonen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren …
Der Rest der Reise erfolgte problemlos. In Prasco alles bestens. Luigi, der Muratore, hat in der Zwischenzeit ein traumhaft schönes Eingangstor gemauert. Und: In zwei Tagen hatten wir die Presse schon wieder, an ihrem endgültigen Ort, aufgebaut. Zweimal abbrechen, zweimal aufstellen gibt halt schon Übung … Und gönnen uns nun doch zwei Tage Erholung, einen davon mit einer Wanderung auf dem Monte Tobbio. Also dann bis am 16.!
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Vorgestern hatten wir 41° am Schatten, in Prasco im Piemont. Und vor einem Monat hatten wir – nicht ganz passend und leicht verfrüht – Weihnachten. Und Heilig Abend. Und Ostern. Alles in einem. Doch nicht das uralte «Puer nobis natus est / Ein Kind ist uns geboren», sondern «Fusus nobis datus est / Die Spindel ward uns übergeben».
Wochen und Monate des Hoffens, Bangens, Suchens, Neu-Anfangens, des Projekt-Zweifelns haben nun ein Ende. Das Herzstück unserer Caramagna-Presse ist auf die Welt gekommen.
Die Firma PMZET Präzisionsmechanik GmbH an der Hardstrasse in Zürich, mit ihrem Chef Fabian Fallica und Metallarbeiter Michael, haben es fertig gebracht: auch mit viel Zweifeln. Und Suchen. Und Spezialwerkzeug-Herstellen-Lassen. Und Testmodell in Alu herstellen. Und Fragen-Haben. Und vor allem mit der wichtigsten Schweizer Tugend: der Hartnäckigkeit, weil man ans Ziel will. Schweizer Präzisionsarbeit vom Feinsten. Und schönsten.
Eine Herausforderung war unter anderem das doppelte viereckige Loch, wo der Bengel zum Ziehen an der Presse eingesetzt wird. Das liess sich mit 4 Zentimeter Tiefe nicht fräsen. Und Ausstossen ging auch nicht. Am Ende hat Michael einen ganzen Satz Feilen bekommen und die rund gebohrten Löcher zu perfekten rechten Winkeln ausgefeilt. Von Hand. Drei Stunden lang. Und war am Ende erstaunt, dass er keinen Muskelkater hatte. Diese Spindel hat es eben in sich …
Anfangs Juli war es dann soweit: wir durften die Spindel aus den Händen von Fabian Fallica übernehmen.
Perfekt. Passgenau. Wunderschön. Wir sind immer noch ganz gerührt. Und dazu noch ein wunderbarer Metallteil für den künftigen Bengel. Mit Messingunterlagsringen und einer viereckigen, traditionellen Mutter.
Im Juli wurden nun in der gleichen Firma noch die Teile angepasst, die später die Tiegelplatte zum Drucken tragen, ohne dass sich diese drehen kann und so das Papier über die eingefärbten Bleilettern schmieren würde. Eine feinsinnige komplexe, jahrhunderte erprobte Einrichtung. Das unterste Teil heisst bei uns parnassia-intern «Tintenfisch», weil es viele kleine Ärmlein hat.
Gleichzeitig ist das Holzgestell in der Firma Falegnamaria Curdin Müller Strada fertig geworden. Das Foto zeigt den allerersten Zusammenbau, noch ohne die letzten Feinheiten, ob auch ja alles passt und funktioniert. Was es tut. Wir sind sehr glücklich, schon ob der Schönheit und Eleganz des Holzgestells.
Und gleichzeitig hat Drechsler Markus Komminoth im benachbarten Maienfeld die Griffe für den langen Bengel und die Kurbel gefertigt.
Diese Woche fahren wir in alle Betriebe und holen das dortige ab, nach Vättis, wo wir dann den ganzen August über alles zu einer druckfähigen Druckerpresse zusammenbauen wollen.
Und zur guten Letzt wurde auch in Prasco unser Werkstättlein im Innenausbau, mit angefügtem Bad/Küchelein fertig. Wurde auch Zeit. Denn bis zum 16. September ist es nicht mehr allzulang.
Also, ab an die Arbeit.
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Längere Zeit habt ihr nichts mehr von uns gehört. Was nicht heisst, dass nichts mehr lief. Zuerst waren da eine ganz kräftige Hand voll schöner, aufwändigster und vor allem äusserst eng terminierter Kundenaufträge. Dafür sind wir dankbar, denn von irgendetwas müssen wir ja leben. Das mit Luft und Liebe funktioniert nur noch bedingt …
Daneben haben wir über Ostern und eine Woche im Mai fleissig am Ausbau unseres Werkstättlis in Cremolino gearbeitet. Es wird wunderschön, fast ein wenig kapellenartig. Bald ist alles fertig: mit einem lichten Westfenster, ockerfarbenen Schrägdecke, einem massiven Kastanienholzboden und Fichtentäfer bis auf halbe Höhe. Und starken Eisengittern vor den Fenstern, um all die Schlufis und Glünggis, die es leider auf dieser Welt auch gibt, nicht in Versuchung zu führen.
Und beim Pressenbau ging es auch weiter. Der Schreiner hat in der Zwischenzeit die sehr komplexen Holzpläne detailliert gezeichnet. Am Pfingstsamstag haben wir mit ihm die letzten Korrekturen durchgehirnt und festgelegt. Und angelegentlich dessen erfahren, dass der Bau der Presse im Juli bestens beschützt wird. In der Holzfassade der Schreinerei hausen nämlich Zwergfledermäuse, eine Kolonie von über 150 Stück dieser winzigen, nur 5 Zentimeter grossen Raubtierchen. Unsere Naturschutzherzen sind entzückt.
Und dann wäre da noch diese leidige Spindelgeschichte. Wir bekamen ja vom Original einen perfekten 3-D-Scann. Die Firma, die uns die Herstellung dieses Stückes versprach, liess sich 6 = sechs = six = sei (!!!!) Wochen Zeit, um uns endlich, nach unendlichem Stürmen zu bescheiden, dass sie für diesen Auftrag leider keine Zeit hätten. Hans-Ueli setzte sich danach während Tagen mit über einem Dutzend hochspezialisierter Metallbaufirmen in der Ostschweiz in Verbindung. Und wartete. Und schrieb ein zweites Mail. Und lieferte die Digitalpläne nach. Und wartete. Und telefonierte. Und liess sich an besser geeignete Firmen weiterverweisen. Und stürmte. Und wartete wieder. Von mehr als der Hälfte der angefragten Firmen kam keine Antwort, geschweige denn eine Offerte. Nichts. Nada. Niente. Nothing. Von den andern Firmen nur abschlägige Antworten. Niemand will oder kann unsere Spindel drehen. Den Kleinen sind wir zu gross, was die Dicke oder die Länge der Spindel auf deren Drehbänken angeht. Den Grossen sind wir zu klein, weil es halt ein Einzelstück und keine gewinnmaximierende Tausenderserie ist. Unsere Verzweiflung wuchts disproportional zur schwindenden Zeit bis zur Vernissage. Denn einige der involvierten Firmen haben im Sommer noch wochenweise Betriebsferien. Und an die Spindel müssen die andern Metallteile angepasst sein, dann alle Metallteile ins Holzgestell verbaut, daraus eine druckfähige Presse hergestellt, dann noch die erste Druckform einjustiert und schliesslich alles nach Cremolino gezügelt werden.
In dieser Zeit starb Hans-Uelis Götti Max, im hohen Alter von 94 Jahren. Er war uns und unserem Budeli zeitlebens sehr wohlwollend gesonnen und hat uns unterstützt.
Bis über seinen Tod hinaus: beim Leidmahl sassen wir neben der besten Freundin seiner Tochter, deren Mann Haustechniker in einer grossen Überbauung in Zürich ist. Beim zweiten Glas Wein kamen wir auch auf unser Holzpressenprojekt zu sprechen, und die Schwierigkeit mit der metallenen Spindel. Da meinte Lukas nur, hinter seinem Arbeitsort sei eine kleine Metallbude, die hätte für ihn auch schon Spezialstücke hergestellt. Und suchte in seinem Portemonnaie nach deren Visitenkarte. Wir steckten sie ein. Und erinnerten uns einige Wochen später an sie. Suchten sie hervor. Und riefen an. Und mailten die Datei. Und warteten. Denn die konnten unsere hochmoderne digitale 3-D-Datei gar nicht öffnen. Wir liessen die Datei also in einfache Vermassungspläne umarbeiten und schickten die. Nun konnten sie. Selbstverständlich. Ziemlich schnell. Zu einem fairen Preis. Von Hand gemacht. Und fristgerecht. Nicht so modernes Zeug wie CNC und so. Wir haben den definitiven Auftrag letzten Freitag erteilt.
Nach einem chinesischen Übersetzungskompiuter: «Ausschnauf und freu!»
Fortsetzung folgt.
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Liebe Unterstützende
Die Erkenntnisse der vergangenen Wochen, dass an der Presse im Museum in Chur mehr «neumödiges Zeug» ist als zunächst vermutet, gibt uns neue Freiheiten, unsere Replica-Presse so zu bauen, dass sie sowohl beim wirklich historischen Material sehr getreu ist, als auch bei den neuen nötigen Teilen vom Ziel geleitet wird, eine Presse zu erhalten, auf der wirklich in Auflagen gedruckt werden kann.
Dieser Entscheid führte unter anderem dazu, die berühmte originale alte Spindel nicht bei einem modernen Dreher-Schlosser herstellen zu lassen. Der hätte nämlich aus maschinentechnischen Gründen einige gewichtige Abweichungen zum Original machen müssen. Und wäre ja zu allem unbezahlbar gewesen.
Also griffen wir zum modernsten, was die heutige Technik zu bieten hat: dem Drei-Dimensional-Scanner. So haben wir am Ende eine möglichst exakte Vermassung und eine 3-D-Datei dieses alten Teils. Und werden uns eine möglichst exakte Kopie der Spindel herstellen lassen, mittels moderner Lasertechnik.
Wir fragten deshalb im Rätischen Museum in Chur nach, ob solches überhaupt denkbar wäre (denn das bedeutete ein Ausbau der Spindel aus der Presse, nicht ganz ohne!). Und statt einer Antwort, ob ja oder nein, kam am nächsten Tag ein Telephonanruf, sie hätten die Presse schon zerlegt und die Spindel stehe jetzt in der Betriebswerkstatt. Aber nicht allzu lange, denn man müsse die Presse wieder zusammenbauen.
Das hiess für uns Feuerwehraktion: wer kann uns einen solchen Scann machen? Wohin müssen wir die Spindel bringen? Wie lange bleibt sie weg? Wie ginge das mit der Versicherungsfrage ausserhalb des Museums?
Wir wurden an der «ibw» Höheren Fachschule Südostschweiz fündig: die haben eine eigene Abteilung für 3-D-Scann und eine mobile Anlage in zwei Köfferli. Sie kommen also zum Kunden, sprich ins Museum. Am nächsten Tag hatten wir schon einen Termin im Museum und innert einer knappen halben Stunde waren Spindel und Messingfutter gescannt.
Freihändig und blitzschnell erfolgte das Abscannen der ausgebauten Spindel.
Auf die Spindel waren kleine Fixpunkte aufgeklebt, von der aus der Computer die gelieferten Scandaten zu einem ganzen Bild zusammensetzte.
Die blauen Teile sind schon fertig digitalisiert, bei den gelben braucht der Computer noch mehr Scandaten.
Super, topmodern, sehr exakt. Jetzt müssen die Daten noch nachbearbeitet werden, weil der Scann auch alle Unebenheiten gestaubsaugert hat oder bei Innenlöchern nicht ganz sauber hinkam.
Und dann werden wir ab diesen Daten eine wirklich möglichst exakte Kopie der Spindel erhalten. Das ist es nach jetzigem Kenntnisstand wert, weil das das älteste Teil der originalen Presse sein dürfte, älter wohl als das Holz von 1843.
In der gleichen einmaligen Chance fotografierten und scannten wir noch die Konterspindel aus Messing. Hier sind die Gebrauchsspuren vom jahrezehnte- (oder jahrhunderte-)langen Gebrauch eindeutig.
Soll einer oder eine noch sagen, die Parnassianer seien ewig-gestrige …
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Liebe Unterstützende
lange habt Ihr nichts mehr von uns gehört. Entschuldigt bitte vielmals.
Wir haben nicht nichts getan, im Gegenteil. Die letzten Wochen lief es im wieder anziehenden Tagesgeschäft der Offizin wie im Holzpressenprojekt rund. Sehr rund. Sehr sehr rund. Und intensiv. Und in deftigen Gefühlswechselbädern.
Denn in unserem Projekt des Nachbaus der historischen Druckerpresse, wie sie heute im Rätischen Museum steht, hat sich vieles getan. Doch schön der Reihe nach.
Wir hatten ja schon lange angeregt, dass die Hölzer der Presse mittels Dendrochronologischer Bestimmung datiert würden. Das ist im Februar geschehen durch Dr. Mathias Seifert vom Archäologischen Dienst Graubünden / Dendrolabor. Von den etwa 25 grossen Holzstücken der Presse konnte er 18 mittels hochaufgelöster Fotografie (also ohne Anbohren der Presse!) aufnehmen, davon erwiesen sich 15 als jahrringmässig gut bestimmbar. Besonders wichtig: zwei Hölzer im Unterbau wiesen sogenannte «Waldkante» auf: also die äusserste Schicht unter der Rinde, dh. der letzte Jahrring, den der Baum bildete, bevor er geschlagen wurde. Die Bestimmung wurde mit modernsten Computermethoden gemacht und die Resultate in einem unabhängigen Gegengutachten der Universität Innsbruck abgesichert. Das Resultat: Die Lärchenstämme zum Bau der «Hölzernen Druckerpresse erste Hälfte 17. Jh.» (Anschrift im Rätischen Museum!) wurden im Winter 1842/43 geschlagen. Es handelt sich eindeutig um Holz aus dem Unterengadin (das mit Bauholz eines Hauses aus Sent bestens korrespondiert.) Die ganze (!) Presse dürfte nach Meinung von Dr. Seifert also um 1845 (oder noch später) gebaut worden sein.
Einige Leute werden leer schlucken, einige Anschriften in Museen und Publikationen werden angepasst werden müssen. Wenigstens stimmt der Titel «Älteste Druckerpresse Graubündens» immer noch, halt nur nicht ganz so alt wie gewünscht. Die Dorta-Bibel von 1679 konnte also nicht darauf gedruckt worden sein. Tut uns leid. Wir bekennen uns des Mythenmordes schuldig …
Wir waren auch im Bereich Archivalien hartnäckig und haben Tage in Bibliotheken und dem Staatsarchiv Graubünden verbracht. Es kam ein Teil der Korrespondenz, wie die Presse 1916 nach Chur kam, zum Vorschein. Der damalige Verkäufer aus Ramosch schrieb (auf Ladin) von «die Presse meines Vaters sel.», «es fehlen die einen oder andern Teile geringerer Bedeutung» und «aber die Hauptteile und der Mechanismus sind in Ordnung, so dass man sehen kann, wie vor 150 oder 200 Jahren gedruckt wurde». Keine Rede also davon, die Presse selber sei 200 Jahre alt oder so. Tut uns noch einmal leid.
Und zum dritten fanden wir in den Akten des Rätischen Museums (heute SA GR) die Originalrechnungen zu den fraglichen Jahren. Ein Churer Schreiner hat für 32.50 «reparirt» (= etwa ein Wochenlohn) und wichtiger, Rudolf Moritzi der Mech. Bauschlosserei Chur, hat «zu 1 alten Buchdruckerpresse 1 neue eis(erner) Tuchrahme(n) mit Scharnier u(nd) Federschnapper, neues eis(ernes) Mitnehmer Eingericht, neue Gurten, 1 neues Kurbelheft, am Spindelbaum neue Zwingen etc. Fr. 58.–» hergestellt. Mit andern Worten: an der Presse im Musum sind ausser der zentralen Spindel praktisch alle Eisenteile neu von 1916; in Form und Funktion nur ungenau nachgebaut, eventuell nach Abbildungen in einem Buch. Das erklärt unser Unverständnis, wie dieser Mechanismus funktionieren haben sollte, resp. die Druckprobleme, die man im Museum in Strada auf der exakten Kopie der Presse mit diesem Druckmechanismus heutzutage hat. Auf diesem gut gemeinten musealen Fantasiegebilde kann man nicht sinnvoll drucken. Tut uns sehr leid, zum dritten.
Mit all diesen für uns nun in sich stimmigen Erkenntnissen können wir wenigstens sagen, dass es sich bei dieser Presse um die weltweit seriösest erforschte (und entmythologisierte) handelt. Auch etwas.
Wer jetzt sagen will «Das glaub i ja nit!», dem oder der zitieren wir gerne einen Spruch unserer Buchhändlerin «SOISCHES». So isch es. Eintrainieren in die Wirklichkeit.
Und zur Beruhigung: wir lassen, unabhängig von diesen neusten Entdeckungen, «unsere» Presse bauen, die Aufträge sind ja schon in die Wege geleitet. In den gesichert historischen Teilen wird es eine exakte Kopie (allenfalls in moderner Herstellung) sein; die hochfragwürdigen Teile werden wir durch exakte Kopien von wirklich historischen hölzernen Druckerpressen (zB aus der Sammlung Patrick Gossens Antwerpen) vervollständigen. Wir wollen am Ende ja drucken!
Und endlich können wir in den nächsten Woche die ersten materielle Belohnungen versenden und mit allen, die Führungen zugute haben, Kontakt aufnehmen. Vättis ist jetzt nämlich frostfrei (dh. in Führungen ist jetzt keine Lungenentzündung mehr mit inbegriffen).
Getragt euch wohl!
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Liebe Unterstützende
lange habt Ihr nichts mehr von uns gehört. Das heisst aber nicht, dass wir uns auf den Lorbeeren ausgeruht haben. Im Gegenteil: in den praktischen Fragen der Verwirklichung der Presse waren wir fleissig.
Wir haben die Schreinerarbeiten einer Schreinerei in Strada, also da, wo die Originalpresse einst stand, vergeben. Schreinermeister Müller ist jung und wir haben uns in unseren Handwerksanliegen sehr verstanden gefühlt. Das Lärchenholz wird vom Nordhang kommen, also feinringig, möglichst Mondholz. In der Verarbeitung wird es am Ende handgehobelt. Und für fehlende oder unsichere Teile hat Müller schon handwerklich sehr stimmige Lösungen skizziert.
Hans-Ueli, der Schreinermeister und Gian Häfner vom Museum bei der Detailbetrachtung der Schreinerarbeiten
Im Museum in Strada hat sich gezeigt, dass auf der dortigen Kopie der Presse einzelne Teile für den Druck suboptimal funktionieren. Da haben wir die Chance, es besser zu machen. Für uns heisst das primär einmal: historisch exakter. In der Frage des Fundaments werden wir sogar eine verantwortete Lösung anstreben, die es uns erlaubt, sowohl auf einem Holzfundament mit Messingüberzug wie auch auf einer entsprechenden Steinplatte zu drucken. Beides findet sich in der Überlieferung.
Und weiter haben wir einen jungen passionierten Schmied gefunden, den unsere Anfrage, ob er die Metallteile herstellen will, sichtlich gepackt hat. Die berühmte Spindel kann er in seiner Werkstatt nicht herstellen, hat aber Kontakt zu einem alten Schlosser/Dreher, der noch eine entsprechende Drehbank besitzt. Auf einer modernen Maschine lässt sich die steile Steigung der Spindel schon gar nicht drehen.
Wir hoffen, dass die Presse vor den Sommerferien soweit fertig ist, dass wir alles zusammenbauen können. Denn das eigentliche Druckerabenteuer beginnt erst dann …
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Nein, fertig ist unsere hölzerne Presse «Caramagna» noch lange nicht. Aber das Wemakeit ist fertig. Es ist wunderbar. Nein, nicht es, Ihr wart und seid wunderbar.
Wir sind schlicht überwältigt, gerührt und auch sehr beruhigt ob aller Solidarität, allem Interesse, der technischen Weiterhilfe und vor allem Eurer grosszügigsten pekuniären Unterstützung. Wenigstens die ökonomische Sorge ist sehr viel kleiner geworden. Vor zwei Monaten, als wir das Projekt konkret angedacht hatten, hätten wir nie und nimmer mit einem solchen Erfolg gerechnet.
Euch allen ein riesiges herzliches Dankeschön!
Die Presse ist noch nicht fertig, ja die Konstruktion noch nicht einmal begonnen.
Aber das Datum der Einweihung in Prasco ist fixiert:
SAMSTAG Nachmittag, 16. SEPTEMBER 2017
Merkt und notiert es euch alle, bitte. Plant eure Ferien und Familienfeste und alles andere so, dass ihr mit uns feiern könnt. Eine hölzerne Druckerpresse wird ja nicht alle Tage eingeweiht.
Über das weitere Fortschreiben des Projektes werden wir euch fortwährend über die Wemakeit-News auf dem Laufenden halten. Es stehen ja noch aus: die Altersbestimmung mit Dendrochrono, unser Entscheid, welchen Zustand der Presse wir zum funktionstüchtigen Objekt am Ende ausführen lassen, und dann natürlich die ganze Herstellung selber, beim Schreiner und den Metallarbeitern. Und endlich die Testläufe des Druckens. Spannende Monate liegen vor uns.
Zum Schluss, als lächelnden Schluss noch das Schlusstück der Dorta-Bibel, das vielleicht auf «unserer» Presse gedruckt wurde. Ein Holzdruckstock, eindeutig noch im Renaissance-Stil, nicht mehr super druckend, von der Formsprache eher italienisch. Vielleicht eine billige Druckoccasion aus Venedig?
Getragt euch alle wohl! Alla prossima! Und noch einmal ein herzlichstes Dankeschön für diese wertvolle Zeit und eure riesige Solidarität!
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All ihr lieben Unterstützenden!
Auch in den letzten Tagen unseres Projektes durften wir noch einmal ganz kräftige Hilfe und Unterstützung erfahren. Euch allen ein riesiges herzliches Dankeschön. Es ist einfach wunderbar, wenn unsere Lebensspinnerei auf derartiges Echo stösst. Es motiviert ungemein. Jetzt schon freuen wir uns auf all die Begegnungen im 2017, die mit dem Projekt verbunden sind.
Aktuell sind wir an den Vorbereitungen für den Druckerraum in Prasco. Die Presse soll ja ein schönes Zuhause erhalten. Und wir einen animierenden Arbeitsort. Ein Boden aus dicken Eichenbohlen und der Raum halbhoch ausgetäfert soll es werden. Die Isolationsfenster beim Schreiner bestellt. Der Strom, wie ihr aus den letzten News wisst, kommt ja schon ins Magazzino. Und der Holzofen steht bereit.
Der ist auch bitter nötig. Es ist schlicht saukalt, in Italien wie im Resten von Europa.
Das Bild zeigt unser Anwesen vor zwei Wochen. So richtig, wie man sich das liebliche Piemont vorstellt …
Ein Ende der Kälte ist nicht in Sicht. So kämpfen wir halt mit Widrigkeiten wie gefrorenen Wasserleitungen und dem zerplatzten Warmwasserboiler. Doch es kommen wärmere Zeiten.
Umso mehr freuen uns dann kleine herzwärmende Entdeckungen. Zum Beispiel den Ur-Garfield.
Im vorderen hölzernen Deckel eines Gesangbuches, das in Strada höchstwahrscheinlich auf der Holzpresse gedruckt wurde, hat jemand sein Talent als Comic-Zeichner ausprobiert (oder vielleicht in einer langweiligen Predigt auch nur barocke Kirchenschnörkel abgezeichnet?).
Wir finden, sein Garfield ist schon recht gut gelungen und kommt dem modernen erstaunlich nahe. Nil novi sub sole.
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Nein, keine Angst, heute nichts Frommes. Auch in Bezug auf die Presse im Rätischen Museum ist uns kein Licht aufgegangen, im Gegenteil. Je länger wir unsere Foto-Doku meditieren, desto unklarer wird für uns die jetzige Situation. Auf die Presse im heutigen Zustand gehen in keiner Art und Weise Bleilettern mit über 23 Millimetern Schafthöhe hinein, geschweige kann man davon einen Abdruck machen. In uns mehrt sich die Hypothese, dass der vom Museum vor hundert Jahren beauftragte Schreiner ziemlich viel an den zerlegten Stücken aus Strada herumgebastelt hat, damit das Stück im Museum schön präsentiert. Davon zeugen im Unterbau (die Foto zeigt die Ansicht von unten) Hobelspuren an den Holzbalken, die den «Karren» tragen, und vor allem die sehr grobringigen Fundamentbretter dieses Karrens. Hans-Ueli ist sich sicher, dass solches Holz im Unterengadin nirgends gewachsen sein kann …
Unser Licht betrifft etwas ganz anderes. Wir sind in Prasco, in der Vorphase des Endausbaus des Magazzinos, wo unser Werkstättlein dann diesen Sommer hinkommt.
Unser lieber Vorbesitzer hat überall auf dem Gelände mit seinen Do-it-yourself-Basteleien angefangen, aber wenig vollendet. So blieb auch die Stromversorgung des Magazzino «una opera incompiuta». Mit der Neckigkeit, dass er von den knapp 120 Metern Distanz vom Haupthaus zum Magazzino einen Schlauch (mit dem Anschlusskabel) mit 90 Metern Länge tief vergraben hat. Anfang des Kabels da, Verlauf mässig bekannt, Ende ganz unbekannt irgendwo zwischen Rebberg und Acker. Der Vorbesitzer selber wusste auch nicht mehr, wo es aufhört (er hatte eine schlimme Krankheit mit Koma). Dank eines amerikanischen Kabelspürgerätes fanden wir nach zwei Tagen das Ende.
Und haben nun noch die letzten fehlenden 24 Meter wasserfest angespleisst und in ein Rohr verlegt und sind nun daran, das sicher zu vergraben. Wir wissen dann, wo.
Und nun zeigte der erste Stromversuch, dass alles richtig getan ist und uns eben das Licht aufgegangen ist, wenigstens eine kleine Notfallglühbirne. Strom brauchen wir ja zum Glück für die Hölzerne Presse keinen. Aber etwas Erleuchtung beim Arbeiten (der natürliche Arbeitstag wäre zurzeit um halb fünf fertig – auch nicht schlecht) und die Aussicht, dass sogar ein Elektroheizplättli möglich ist für die Moccatiera, das steigert doch die Vorfreude auf unsere moderne Druckerzukunft in Prasco gewaltig.
Euch allen herzlich einen schönen Drei-König – Befana (eigentlich eine ausserchristliche Dämonin … lautet zufällig ähnlich wie Epiphania) ist hier in Italien ein höchster Feiertag, fast wie Weihnachten, wo die liebe fliegende Hexe Geschenke bringt. Uns jetzt schon ein Licht ! Grazie mille.
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Drucken ist eine brutal präzise Arbeit: 3 oder 4 Hundertstel Millimeter entscheiden, ob ein Bleibuchstabe schön druckt, ein schwarzes Loch ins Papier prägt oder nur einen blassgrauen Schatten hinterlässt. Die Buchstaben müssen also sehr genau gegossen und danach «zugerichtet» sein.
Mindestens so genau muss aber die Druckerpresse sein. Genauer gesagt zwei Teile: die Tiegelplatte, die das feuchte Papier auf die Bleibuchstaben drückt. Und die Platte darunter, wo diese Bleibuchstaben draufstehen. «Fundamentum» heisst das an der Druckerpresse. Logisch, ist ja das Fundament. Uns erstaunt es immer wieder, wie auf so archaischen Maschinen eine solche Präzision erreicht werden konnte.
Unser Problem an der Presse im Rätischen Museum ist, dass dieses Fundament sehr ungenau aus Holz gearbeitet ist.
Dies zeigt schon ein Blick auf die rechte Fläche im Metallrahmen: Risse, Schründe, Astlöcher und sonstige Löcher. Einige Stellen sind mit Holzspänen geflickt oder gar mit Nägelchen ausgestopft.
Der erfahrene Drucker weiss: hier kriegst du nie und nimmer eine akzeptable Druckqualität hin.
Schaut man die Hölzer des Fundaments von der Seite an: noch schlimmer! Die werfen auch noch gegeneinander und sind in der Mitte gesenkt. Hier bleibt die Mitte des Textes schlicht ungedruckt.
Diese Beobachtung machten wir schon länger. Und sie treibt uns seit Wochen um: auf der Presse im heutigen Zustand konnte nie mehr etwas Gescheites in verantwortbarer Druckqualität zustandekommen.
Wir begannen die historische Fachliteratur zusammenzusuchen. Dies generierte uns weiter hohe ungeplante Projektkosten, die zu decken ihr uns so grosszügig helft. Und begannen dann, Erworbenes zu studieren: von Moxons «Mechanick Exercises» von 1683 bis Johnsons «Typographia» von 1824 (im Bild, ein wahres Taschenbuch! Mit Mikroschrift!!!). Was meinten die zur Fundamentfrage?
Es zeigte sich bald (und der sehr präzise Täubel in seiner Anleitung für Druckerlehrlinge von 1810 fasste es gut zusammen): es gab sehr verschiedene Fundamente. Aus Stein (heisst auf französisch immer noch «le marbre», der Marmor): schwer, bricht leicht. Aus zähem Wurzelholz: wirft im Sommer leicht. Aus Eisen: auch schwer, rostet, schwierig zu glätten. Aus Messing: teuer. Alle hatten den Nachteil, dass sie dick sind: die Steine mehr als 6 Zentimeter, die Metalle mehr als einen Zoll / 2,5 Zentimeter.
Und eine solche Dicke, respektive das grosse Gewicht konnte nicht in die Rätische Presse hineinpassen.
Eben dieser Täubel (selber königlicher Drucker, spezialisiert auf Notendruck) gibt nun einen Rat, einen typischen Kompromiss: zähes Holz, mit einer «zwo Messersrücken dicken Messingplatte» verstärkt, würde die gleichen Dienste tun. Das könnte Erstens: von den Massen in die hölzerne Presse hineingehen, Zweitens: im Unterengadin, das nicht gerade mit Metallbetrieben übersäht war, hinhauen, und Drittens: aus Kostengründen auch noch Sinn machen. Wir werden uns nun also historisch kundtun, wie dick «zwo Messerrücken» sind (nicht unsere Blechküchenmesser…)
Und wir werden untersuchen, ob sich irgendwelche Spuren einer solchen abgegangenen Messingplatte finden.
Soviel zu den fundamentalen Fragen einer alten hölzernen Druckerpresse.
Euch allen, ihre lieben Unterstützenden, wünschen wir für das bald anbrechende 2017 ein gutes, verlässliches und tragfähiges Fundament, auf dem sich für Euch und Eure Lieben viel Schönes aufbauen darf.
En guete Rutsch!
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All Ihr lieben Unterstützenden!
Von Herzen wünschen wir Euch frohe lichtvolle Weihnachtstage.
Unter unserem Weihnachtsbaum lag zwar noch nicht die Druckerpresse, aber die vielen Gedanken daran sind uns auch schon grosses Geschenk. Dank Eurer grosszügigen Hilfe darf das im 2017 wahr werden. Ein herzliches Dankeschön allen neuen Unterstützenden!
Unser nachfolgender Weihnachtsgruss hat selbstverständlich auch mit der historischen Druckerpresse im Rätischen Museum zu tun.
Eine der grossen Errungenschaften der Reformation war ja der mehrstimmige (orgellose) Kirchengesang. Und dazu brauchte es Gesangbücher. Für die Drucker ein hochwillkommenes Geschäft, auch im Engadin. Zuerst erschienen Gesangbücher nur mit den Texten (den neu ins Ladin resp. Putèr übersetzten Verspsalmen, die sich an die Genfer und die deutsche Lobwasser-Tradition anfügten).
1733 setzte und druckte Johan N. Janet in Strada seine «Psalms da David», bescheidene 750 Seiten stark, wahrscheinlich auf eben dieser hölzernen Presse. Jetzt waren allen Psalmen vierstimmige Noten beigegeben, in getrennten Notensystemen. Doch Psalmensingen allein war im Engadin offenbar zu langweilig. Im Anhang finden sich deshalb weitere kirchliche Gesänge. Unter den Weihnachtsliedern findet sich das dreistimmige «Eis naat ün figl in Bethlehem». Noten und Text sind auf vier verschiedene Druckseiten verteilt.
Das Begleitistrument von Stephan ist ein sogenanntes Bibelregal, eine winzige Orgel mit nur einem Register von kleinen Trompetlein. Es kann zusammengeklappt und transportiert werden. Ein ähnliches Instrument befand und befindet sich nahe von Strada, über den Ofenpass im Kloster Sankt Johannes im Münstertal. (www.e-periodica.ch/cntmng?pid=kas-002:2001:52::342)
- Eis naat ün figl in Bethlehem, in Bethlehem.// S’allegra d’que Jerusalem. :
- In ün præsepi ho l’ giaschieu, ho el giaschieu.// El ch’eis ’l ætern vair Figl da Dieu. :
- Co ’l bouf & il esnel alhur, esnel alhur.// Recognuschetten lur Signur. :
Frohe Weihnachten!
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Nicht bei Euch, all Ihr lieben neuen Unterstützenden! Dank Euch sind wir unserem Lebenstraum einen riesigen Schritt weiter entgegengekommen. Tausend Dank für jede Form der grossartigen Unterstützung.
Wir sind sehr froh, wenn unser minimales Sammelziel so kräftig übertroffen wird. Denn in unserer weiteren Forschungs- und Projektierungsarbeit zeigen sich immer wieder neue Herausforderungen, die so bei Projektbeginn nicht vorhersehbar waren. So teilte uns leider der Metallarbeiter (immerhin schon 80 Jahre alt) mit, dass er nicht mehr in der Lage ist, die Spindel der Presse zu drehen. Für uns heisst das auf Feld 1. Schaffen wir schon noch. Und eine andere technische Frage beschäftigt uns zunehmend: die des Fundamentes. Doch davon nach Weihnachten mehr, wenn wir die entsprechende Fachliteratur (Täubel von 1805 …) studiert haben. Aber auch hier wird es Mehraufwand geben.
Heute möchten wir Euch ein klein wenig in die Setzerei der Ladiner Bibel von 1679 entführen. Von der Druckerei selber haben wir ja, wie schon einmal geschrieben, keine Nachrichten über Grösse, Anzahl Angestellter, Herkunft der Bleischriften und und und. Aber wir haben die Druckwerke, eben auch die Bibel. Und als Setzer und Drucker lesen wir auch zwischen den Zeilen, respektive etwas genauer in den Zeilen drin.
Sehr Tröstliches kommt uns dabei entgegen. Auch die kochten nur mit Wasser. Respektive mit Blei. Und hatten offenbar immer wieder ähnliche Probleme wie wir heutigen modernen Bleiläuse.
Beispielsweise immer wieder zu wenig Buchstaben im Setzkasten. Ein Problem, dass mensch am modernen Compi-Bildschirm nicht kennt. Aber wenn es kein grosses «Qu» mehr hat (weil auf den für den Druck zu setzenden vier Seiten so viele Satzanfänge mit «Qu» beginnen), nimmt der Drucker in seiner Verzweiflung halt ein kleineres «Qu», aus dem Kapitälchen-Grad der Schrift.
Gleiches geschieht dem armen Setzer sogar bei den Seiten-Übertiteln: Zuwenige grosse «F» für die Fats. Hier nimmt der Verzweifelte sogar ein kleineres «F» aus einer andern kleineren Schrift, wie der Vergleich der zwei Titel von linker und rechter Seite zeigen.
Und dann wäre da noch die Sache mit den vielen Akzenten im Unterengadiner Romanisch. Hier tut sich eine Beobachtung auf, die uns allenfalls sogar der Herkunft der Bleischrift auf die Sprünge hilft (die Fachliteratur gibt gemeinhin an, es handle sich um eine französische Schrift). Alle Akzente von à bis ù und á bis ú kommen im Druck vor. Wie im Italienischen. Und dann braucht es noch die ä, ö und ü im Ladin. ä und ü kommen vor. Wenn wir aber alle ö in der Bibel anschauen, merken wir, dass dies ein völlig anderer Buchstabe ist: etwas grösser, tiefere Schriftlinie, kräftigere Pünktlein.
In unseren Überlegungen verdichtet sich, dass die in Strada nicht einfach fertige Bleischriften zugekauft haben, sondern die, wie das damals offenbar üblich war, im Betrieb selber gegossen haben. Eine machbare Arbeit (wie ein französischer Holzschnitt von 1683, also zeitgleich mit der Ladin-Bibel, zeigt: der Giesser ist hinten links am rauchenden Ofen an der Arbeit).
Nur braucht es zum Schriftguss für jeden Buchstaben eine entsprechende Giessform, eine Matrize. Die allerdings dürfte man, als grosses Firmenkapital, von einem Schriftschneider zugekauft haben. Und vieles in der Formsprache deutet bei der Bibelschrift darauf hin, dass sie aus dem norditalienisch-mailändischen Raum kam. Vom Engadin aus wohl eher erreichbar als Frankreich … Aber der italienische Matrizensatz war eben ohne ö-Matzrize. Irgendwo sonst auf der lieben weiten Druckerwelt hat man dann noch eine solche für das ö aufgetrieben, aber sie wollte nicht perfekt passen. Was man offenbar in Kauf nahm, wenigstens konnte man jetzt korrekt Ladin setzen. Und musste nicht nach Drucklegung bei hunderten von ö, die man als o gedruckt hat, die Pünktlein von Hand reinretouchieren – auch solches haben wir in Drucken schon entdeckt.
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Liebe Unterstützende, alte und neue: Für die letzte Adventswoche und als weihnachtsstressauflockernden Spass findet Ihr nachfolgend ein Filmlein eines amerikanischen Druckers.
Unser lieber Druckerahnvater Henne Gensfleiß, gemeinhin Gutenberg genannt, hat ja in uns Jüngern Gutenbergs eine gewisse Sucht eingepflanzt, eben die Gutenbergsucht. So zu drucken wie der Maestro zu Mainz selber, das müsste es doch sein! Nun haben wir leider die ersten 150 Jahre der westlichen Druckergeschichte kaum originalen Werkstatt-Gegenstände: nur etwa 12 originale Bleibuchstaben, kein Giessinstrument, um Bleibuchstaben zu giessen und schon gar keine originale hölzerne Druckerpresse. Einfach nichts.
Die wenigen historischen Holzschnitte aus der Zeit (zB die älteste Druckereidarstellung: der berühmte Totentanz aus Lyon von etwa 1495, also auch schon zwei Generationen nach Gutenberg) helfen uns auch nicht entscheidend weiter. Sie sind spannende, aber doch idealtypische Darstellungen.
Und wo wir keine Fakten haben, ist der menschlichen Fantasie bekannterweise Tür und Tor geöffnet. Denn: wir wollen ja die originale Druckerpresse Gutenbergs! Also wurde und wird hemmungslos geschreinert und gezimmert und gebastelt, was das Zeug hält. Und auch noch aussehen wie Gutenberg selber, mit Rauschebart. Also Bart wachsen lassen, was das Zeug hält.
Dieser Sucht ist eben auch das nachfolgende Filmlein erlegen, das des «goldsmith» Gutenbergs Werkstättlein quasi original zeigen will. Zu sehen im neu entstehenden gigantischen Bibelmuseum in Oclahoma City (43’000 Quadratmeter Museumsfläche: https://www.museumofthebible.org)
Von der Gummiwalze (Goodyear erfand 1839, wie man aus Urwald-Kautschuk-Masse haltbaren Gummi herstellte…) schweigen wir hier. Dass der Herr Gutenberg aufs Mal nur eine Einzelseite druckt (und damit den Buchbinder zur Verzweiflung bringt, weil der nur Doppelseiten zum Buch binden kann): cha ja passiere. Doch achtet beim Filmlein vor allem ab Sekunde 40, wie sich beim eigentlichen Druckprozess der grosse Querbalken der gigantischen Presse hebt und mit seinem Gewicht alles unter sich flachdrückt. In einem Museum: ok. Würde in der Offizin so gedruckt, würden die Bleibuchstaben gerade mal einen EINZIGEN DRUCK aushalten, bei Druck zwei hätten wir dann Schwarze Kunst total.
The show must go on! Im Museum. Und auf dem Parnass …
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Nein, nein, Ihr, all Ihr lieben Unterstützenden seid hochperfekt. Wir haben noch nicht einen Viertel der Sammelzeit und schon ist das minimale Sammelziel (dass das Projekt überhaupt zustandekommt bei Wemakeit) so toll übertroffen. Wir sind äusserst dankbar, dass wenigstens die ökonomischen Sorgen dieser «aventure» kleiner werden. Allseits ein sehr herzliches Dankeschön für jede materielle und sonst interessierte Unterstützung !
Das «Nobody is perfect» bezieht sich auf einen überraschenden Fund. Wir versuchen ja, möglichst alle Umstände der originalen Presse herauszufinden. Vor allem, wie und was gedruckt wurde. Das «Wie» ist sehr unsicher: leider hat die Stamparia in Scuol von 1660 bis ins 18. Jahrhundert alle Film- und Fotozeugnisse vernichtet und auch sonst keine Nachrichten hinterlassen, wieviele Personen da wieviel Zeit an welchen Druckprodukten gesetzt und gedruckt haben.
Das einzige, was uns bleibt, sind die Druckprodukte selber, eigentlich nur Bücher. Sie zu analysieren und Berechnungen anzustellen, ist der einzige Weg, in die Druckerei hineinschauen zu können.
Das Hauptwerk, das grösste und renommierteste, dessetwegen die Druckerei 1660 auch gegründet und eingerichtet wurde, ist die erste Vollbibel in Unterengadiner Romanisch. Die Offizin Parnassia besitzt ein ramponiertes Exemplar. Jeden Tag betrachten wir einzelne Seiten, studieren die Schrift, wie gesetzt wurde, wie lange gedruckt wurde, ob mehr als eine Druckerpresse (mit entsprechend Personal) nötig war. Langsam kommt für uns Handwerker etwas Licht ins Dunkel.
Eine Entdeckung war sehr bewegend: die Bibel besitzt ein doppeltes Titelblatt: eines mit dem vollen barocken Text in grossen Lettern und schwarz und rot gedruckt. Und ein zweites illustratives Titelblatt: ein Holzschnitt mit Bilddarstellung, in der Mitte in einem «Loch» ist klein der Titel in Bleibuchstaben gesetzt. Die Darstellung zeigt oben die vier Evangelisten bei der Arbeit, darunter links Moses mit den Gesetzestafeln und rechts Aaron als Hohepriester. Zuunterst ein Blick ins Paradies, wo Gottvater grad der Eva hilft, dem Adam zu entsteigen. Der Paradiesgarten ist äusserst romantisch dargestellt. So baden zum Beispiel Elefanten im Teich (woher wusste man im Engadin, wie Elefanten sich mit Wasser bespritzen?).
Unser Augenmerk richtet sich nun auf die Gesetztestafeln des Moses. Die 10 Gebote sind abgekürzt als 10 römische Ziffern dargestellt. Auf der linken (Moses rechter) die Nummern I bis IV, auf der rechten V bis X. Betrachtet man nun die linke, so ist da I bis III schön mittig positioniert, kräftig gedruckt; die IV darunter etwas kleiner, in andern Buchstaben und vor allem viel schlechter gedruckt, fast etwas eingequetscht.
Ein Vergleich zu andern Mosesdarstellungen der Zeit zeigt, dass die übliche Einteilung 1 bis 5 und 6 bis 10 war, oder seltener: 1 bis 3 und 4 bis 10. Nie aber 1 bis 4 und 5 bis 10. Durch glückliche Umstände ist der originale Druckstock im Museum in Scuol erhalten. Der zeigt, dass die etwas schräge IV in Bleilettern in den Holzstock in ein Loch eingefügt wurde. Und zu allem haben sich noch einige wenige (textlich noch nicht vollständige) gedruckte Titelblätter erhalten, wo DAS GESETZ VIER FEHLT ! Im Engadin mussten offenbar die Eltern nicht geehrt werden …
Es ist nicht anders zu erklären, als dass dem Formschneider, der diese Drucktafel in Holz schnitt, ein ziemlich peinlicher Fehler unterlaufen ist. Weshalb, werden wir nie herausfinden: keine oder schlechte Vorlage? Macht der Gewohnheit? Kurz: nobody is perfect. Sogar im Titelblatt einer Bibel nicht. Das soll uns doch Trost sein.
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Keine Angst, ganz durchgeknallt sind wir noch nicht. Aber vorgestern, am Samichlaustag, war für uns schon etwas wie vorgezogene Weihnachten.
Wir waren im Rätischen Museum, wo uns die Kuratorin der Presse, Martina Nicca, erwartete. Sie hatte den Fund aus dem Aussenlager des Museums bereits zur Presse gebracht.
Innert Sekunden sahen wir, dass es der ersehnte, erhoffte (und gesuchte) fehlende Rahmen der Hölzernen Presse ist. Eindeutig alt, eindeutig nichts daran rumrestauriert oder geflickt oder verschönert. Ziemlich sicher so, wie er nach dem letzten Druck auf der Presse im Jahr 1880 zurückblieb. Und dann eben im Depot verschwand, bis er genau hundert Jahre später wieder auftauchte.
Das Dranhalten an den bestehenden Teil (den «Karren», wo der Bleisatz drauf montiert war) bewies sofort, dass der Teil exakt passte, in der Breite und der nötigen Länge (für zwei Doppelseiten Druck).
Auch die Positionierung und Dimensionen der Scharniere stimmen perfekt.
Im Rahmen drin ist ein zweiter, aufklappbarer Rahmen, in dem mittels Papieren und Papierchen der Druck fein «eingestellt» werden konnte. Dieser zweite Aufzugrahmen ist mit einem gefederten Schnappmechanismus geschlossen. Die Schmiedearbeiten an Feder und Schrauben sind eindeutig von alter Hand.
Die zwei metallenen Innenrahmen sind mit altem Gewebe bespannt, das eindeutige Gebrauchsspuren aufweist und infolge häufigen Gebrauchts mehrmals verstärkt und geflickt werden musste. Nähkünstler waren die Drucker nicht …
Archäologische Forschung von unten. Die Presse birgt noch einige Geheimnisse und wirft jedesmal neue Fragen auf. So hat zum Beispiel 1917 (nach Einlieferung ins Museum) ein Schreiner für 34 Franken Reparaturen ausgeführt (=mehrere Tage Arbeit). Was genau hat er getan? Oder ersetzt? Oder fantasievoll eingefügt? Zeigt uns die Unterseite vielleicht Antworten auf unsere Fragen?
Unser Krimi geht weiter. Dank Euch allen, den bisherigen und den neuen Unterstützenden! Unser herzlicher Dank allseits.
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Lieber Holzpressen-Unterstützende
noch nicht einmal eine Woche sammeln wir für unseren Lebenstraum! Und sind schon so weit im Sammelergebnis. Allen unseren sehr herzlichen Dank für diese Solidarität.
Das Projekt zieht auch bei uns in der Offizin grosse Kreise! Weltweit erhalten/kaufen wir von überall spannendes Material, Kopien, Broschüren, Fotos zu den knapp 60 historischen Holzpressen, die überlebt haben. Auch hier herzlichen Dank für jede Hilfe.
Etwas ganz besonderes zeichnet sich ab: die Presse im Rätischen Museum ist ja nicht komplett; es fehlen wichtige Teile. Nun hat sich die Kuratorin, die für die Presse zuständig ist, noch einmal auf die Socken gemacht und wurde im Aussendepot des Museums fündig. Wir werden morgen Dienstag nach Chur fahren und zusammen schauen, ob es ein weiteres Bestandteil der Presse ist oder etwas anderes. Wir halten Euch selbstverständlich auf dem Laufenden!
Unsere weltweiten Recherchen haben auch spannendes zutage gebracht: in Colonial Williamsburg (eine Art lebende Freilicht-Museum-Stadt, die die amerikanische Gründerzeit von etwa 1770 abbildet) gibt es selbstverständlich auch ein Printing Office: eine Stadtdruckerei. Genauso wie man um 1770 auf Holzpressen gedruckt hat. Die Setzer und Drucker dieser Werkstatt scheinen das voll routiniert als Alltagsarbeit zu betreiben, also keine Museums-Show wie in den Europäischen Druckermuseen. Für uns ein riesiger Glücksfall: endlich jemand, der Auflagen drucken kann. Ihr findet hier die Verlinkung zu einem Youtube-Filmchen, das den Drucker von Williamsburg an der Arbeit zeigt: ein Doppelbogen der Williamsburg Gazette entspringt der Druckerpresse.
Es beginnt sich in unseren Köpfen abzuzeichnen, dass wir nächstes Jahr für einige Detailfragen (wie zB die Herstellung originaler Druckertinte oder das Neubeledern von Druckerballen, das nirgends richtig beschrieben ist) nach Williamsburg fahren werden.
Dieses Unterprojekt wird natürlich unser Projektbudget weiter belasten und wir sind dankbar für weitere Unterstützungen und Bekanntmachung unseres Projektes.
Näheres zum Fund in Chur folgt gegen Wochenende. A bientot!
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Liebe Unterstützende der Druckerpresse
UNGLAUBLICH – UNBELIEVABLE – INCRRRRRREDIBILE ! ! !
Erst seit 22 Stunden läuft unser Projekt und wir haben die Minimalgrenze schon geknackt. Die «Caramagna» wird erstehen ! Euch allen ein riesiges herzliches Dankeschön. Wir bleiben aber weiter dran.
Ihr habt Euch vielleicht gewundert, was der Name «Caramagna» im Projekt soll.
Es gibt einige (wenige) Hinweise, dass früher Druckerpressen einen Namen hatten. So trug/trägt zum Beispiel die Presse, die 1990 auf einem Dachboden in Brixen gefunden wurde, den Namen «Klarissa». Die Drucker waren eben mir ihren «Maschinen» sehr eng, quasi auf Gedeih und Verderben, verbunden. Ähnlich, wie Schiffe einen Frauennamen tragen (und entsprechend ja auch getauft werden).
Unsere Druckerpresse wird den Namen «Caramagna» tragen. Das ist der Name eines kleinen Flusses im Südpiemont, wo wir seit Jahren unsere glücklichen Ferien – an der Grenze von reicher italienischer Kultur und wildester Natur – verbrachten. Und wo in absehbarer Zeit die Succursale der Officina Parnassia Vættis entstehen wird.
In Caramagna klingt auch etwas Carlo Magno an: Karl der Grosse. Er war ja, Jahrhunderte vor aller Druckerkunst, der erste grosse Förderer der Europäischen Geisteswissenschaften, von Textbewusstsein und höchststehender handgeschriebener Buchkunst.
Die Bilder zeigen die Caramagna im gezähmten Unterlauf, gegen Visone und einen Blick durch die wilde Natur richtung Prasco, in dessen Castello vor zweihundert Jahren der berühmte Botaniker Giorgio de Gallesio lebte (Herausgeber des verrücktesten gedruckten Agrarbuches «Pomona Italiana»).