Masterprojekt
Hallo zusammen, mein Name ist Giada. Ich bin Biologiestudentin an der Universität Neuenburg. Im Rahmen meiner Masterarbeit arbeite ich an einem Projekt, das darauf abzielt, eine Methode zu entwickeln, welche darauf abzielt die Koexistenz von Nutztieren, wie Schafen mit Wölfen zu ermöglichen. Die Methode ist unter dem Namen «Biofencing» bekannt. Dieses Vorgehen wurde bereits angewendet, allerdings fehlen bisher Beweise. Der Nachweis, dass «Biofencing» eine verlässliche Methode zum Schutz von Nutztieren vor Wölfen ist, konnte bisher nicht erbracht werden.
Forschungsziele
Ziel der Forschung ist es, die Grundlagen für die Entwicklung einer natürlichen Schranke zu untersuchen, damit Wölfe von Bauernhöfen und städtischen Gebieten ferngehalten werden können. Wölfe, wie viele andere Raubtiere, benutzen bestimmte Substanzen aus ihrem Urin und aus besonderen Drüsen um ihr Revier zu markieren. Sobald es gelingt, die von den Wölfen deponierte Botschaft zu entziffern, kann das Markierungsverhaltens von Wölfen gezielt imitiert werden. Damit würde es möglich, künstliche Barrieren zu schaffen. Wölfe und Wolfrudel in der freien Natur vermeiden es, in Gebiete einzudringen, die bereits von andern Wölfen «besetzt» sind.
Das Territorialverhalten des Wolfes:
Diese Methode, die ihren Ursprung in Botswana hat, nutzt den Instinkt der Tiere, um Konflikte mit benachbarten Rivalen durch die Festlegung territorialer Grenzen zu vermeiden. Wölfe markieren die Grenzen ihres Reviers, indem sie gezielt Urin, Kot und spezielle Drüsenstoffe deponieren. Diese gezielt deponierten chemischen Botschaften halten die benachbarte Rudel davon, Territorialgrenzen zu überschreiten. Damit werden tödliche Konflikte zwischen Wolfsrudeln vermieden.
Wenn Wölfe ihr Revier markieren, zeigen sie charakteristische Verhaltensweisen wie Schnüffeln, Stuhlgang, Kratzen und Reiben. Das auffälligste Verhalten ist jedoch das Urinieren mit erhobener Pfote. Bei dieser Art des Wasserlassens entsteht Urin, der sich vom Ausscheidungsurin unterscheidet. Die Markierungen enthalten eine Vielzahl von Stoffen, welche Informationen über die Territorialgrenze an die benachbarten Wolfsrudel übermitteln. Trotz der offensichtlichen Bedeutung dieses Verhaltens sind bisher die Inhaltsstoffe im Wolfsurin nur ungenügend untersucht worden. Bisher existieren keine verlässlichen Daten, welche die Auswirkung einzelner Stoffe oder von bestimmten Stoffklassen auf das Verhalten von Wölfen untersucht haben.
Was ich tun werde :
Ich werde die Reaktion von Wölfen in Gefangenschaft auf den Urin anderer Wölfe und die verschiedenen darin enthaltenen Botenstoffe testen. Ich werde die Reaktionen des Territorialverhaltens überwachen, indem ich sie mithilfe von Kamerafallen beobachte, um ihre chemische Kommunikation besser zu verstehen.
Warum ist meine Arbeit wichtig?
Aktuelle Verteidigungsstrategien gegen Wolfsangriffe, wie der Einsatz von Wachtieren und von verschiedenen Arten von Zäunen haben sich als begrenzt wirksam erwiesen. Besonders in alpinen Gegenden, wo das Gelände die Installation technischer Lösungen schwierig macht, wird oft aus praktischen Gründen auf Schutzmassnahmen verzichtet. Daher ist der gezielte Abschuss von Wölfen leider die Lösung, die viel zu oft zum Einsatz kommt. Der Abschuss von Wölfen ist keine praktikable Lösung, da längerfristig die Wolfsrudel gestärkt wieder in die Gebiete zurückkehren und dann oft vermehrt Nutztiere reissen.
Von der Natur inspirierte Methoden stellen eine wirksamere und wirtschaftlich nachhaltigere Alternative dar. Mit solchen Methoden können wir die Interaktion und die Konkurrenz zwischen dem Raubtier Wolf und den Menschen und seinen Nutztieren positiv angehen ohne den Artenschutz zu vernachlässigen.
Als Raubtier nimmt der Wolf eine Schlüsselposition im Ökosystem ein und ist daher in der Lage, die Umwelt, in der er lebt, stark zu beeinflussen. An der Spitze der Nahrungskette hat die Präsenz von Wölfen direkte und indirekte Auswirkungen auf die Populationen anderer Arten, deren Anzahl Wölfe regulieren. Wenn die Beutetiere des Wolfes, wie Wildschweine und Hirsche, sich zu stark vermehren, entsteht ein Ungleichgewicht im Ökosystem, das schädliche Auswirkungen hat. Die Überpopulation an pflanzenfressenden Tieren beeinträchtigt das Anwachsen von Bäumen und Büschen. Die natürliche Erneuerung von Wäldern wird damit deutlich verlangsamt. Die Widerstandskraft der überalterten Waldbestände nimmt ab. Waldbestände, die sich nicht regelmässig erneuern sind empfindlicher gegen Waldbrände und weniger widerstandsfähig gegen Lawinen. Überalterte Wälder sind überproportional bedroht. Der Verlust von solchen Waldgebieten beschädigt oft irreversibl die Lebensräume und die Ressourcen für viele andere Arten. Damit wird die Artenvielfalt eines Gebiets unwiederbringlich geschädigt.
Der Wolf ist ein Tier, das in der Schweizer Landschaft seit Menschengedenken heimisch war. Die Anwesenheit von Wölfen ist für den Erhalt der Artenvielfalt von ausschlaggebender Bedeutung. Daher ist es in der heutigen Situation notwendig, nach Methoden zu suchen, die auf eine Koexistenz zwischen Wölfen und Menschen abzielen.
Das langfristige Ziel meines Projektes ist es, einen neuen Ansatz zur Bewältigung des Konfliktes zwischen Mensch und Raubtier wissenschaftlich zu erforschen, der den Bestand an Wölfen und ihre bedeutende ökologische Rolle respektiert.
Ihr Beitrag
Mit Ihrer finanziellen Unterstützung kann ich die Kamerafallen und die zur Auswertung benötigten Geräte kaufen, die ich brauche, um Daten darüber zu sammeln, wie Wölfe auf einzelne Stoffe oder Stoffgemische im Urin reagieren.
Die Ergebnisse meiner Arbeit werden zur Entwicklung alternativer, von der Natur inspirierter Methoden beitragen, die es ermöglichen, Herden von Nutztieren zu schützen ohne sofort einzelne Wölfe oder ganze Wolfsrudel auszurotten.
Begleiten Sie mich bei dieser Forschung, damit wir gemeinsam das harmonische Zusammenleben mit dem Wolf fördern können!